Überführung einer Bavaria 36
oder
Nutten und Koks gehen nicht aus der Bordkasse

Schon letztes Jahr hatte Wilhelm, Eigner der Bavaria 36, die Idee, das ich sein Schiff bis in den englischen Kanal bringe und dort der Crewwechsel stattfindet. Dieses Jahr passt es nun von den Terminen. So übernehme ich am 12.05. in Workum die Bavaria 36 und segle sie in den nächsten 5 Tagen an der Küste entlang Richtung Frankreich.

Ich werde diesen Törn mit 3 Seglern machen, da ich auch einen Nachtschlag plane. Inzwischen haben alle zugesagt und so kann der Törn starten. Doch erst einmal geht es zum Schnuppersegeln.

 

Hier die Daten:

Start/Zielhafen: Workum / Calais o. Boulogne sur Mer
Skipper: Charly, Skipper
Crew: Jörg, Friedhelm und Jürgen
Schiffname: Bavaria 36
Schiffstyp Bavaria 36 cruiser
Eigner: Wilhelm
Basishafen: It Soal / Workum
Zeitraum: 5 Tage
Zeitpunkt: 12.05. - 18.05.2013
Kosten: 150 € Bordkasse/p.Person, zzgl. Hin- und Rückreise

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Törnverlauf

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Tag Stadt Hafen Bemerkung SM
1. Amsterdam Oude Hoodhaven Wir liegen bis Mitternacht auf Warteposition, um durch Amsterdam zu fahren. 60 sm
2. Krimpen W.S.V. IJsselmonde Direkt gegenüber der Einfahrt zur Oude Maas gelegen. Fest in der Hand von Motorbootfahrer. Hat genügend Tiefgang für unsere Bavaria 36. Netter Hafen. 32 sm
3. Kortgene De Paardekreek Wir liegen am neuen Steg direkt neben dem Restaurant von De Paardekreek. Duschen kann man auf dem Campingplatz, Strom ist am Steg vorhanden. 55 sm
4. Zeebrugge Königlich-belgischer Yachtclub Leider hat der Hafenmeister bereits Feierabend. So können wir weder das Hafengelände verlassen noch die san. Einrichtungen benutzen. Beides ist mit einem Codeschloß gesichert. 36 sm
5. Calais Bassin de Quest Auch hier sind Zugang und Toiletten mit einem Codeschloß gesichert. Diesen bekommt man aber im Pub, der zum Yachthafen gehört. 69 sm
Summe Seemeilen: 252 sm

 

Hier der Törnbericht:

 

Sonntag, 12.05.2013 Lemmer - Workum
W4-5, bedeckt, 12°
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung
Workum It Soul ?? Euro ja ja, mit Keycard Die Bavaria 36 liegt am neuen C-Steg.

Der Tag beginnt eigentlich in Urk. Von dort segle ich noch im Rahmen des Schnuppersegelns nach Lemmer. Doch dieser Törnbericht beginnt mit der Anreise nach Workum. Doro ist so nett und nimmt Jörg und einiges an Gepäck mit nach Workum. Wilhelm kommt uns entgegen und so kann ich die Schlüssel schon in Lemmer in Empfang nehmen. Da Mona schon in Viersen eingekauft hat und Friedhelm mit dem Einkauf an Bord der PURO war, sind natürlich beide Autos (das von Jürgen und das von Doro) pickepacke voll. Vor allem, weil wir auch noch einen großen Teil der restlichen Vorräte mit zur Bavaria 36 nehmen. Doch es passt alles irgendwie rein und so machen wir uns mit 2 voll beladenen Wagen auf nach Workum.

Es ist schon nach 6, als wir endlich in Workum ankommen. Wir laden schnell aus. Doro und Rolf machen sich auf die Heimreise und wir richten uns häuslich ein. Da wir noch einiges an zusätzlichen Vorräten vom letzten Törn mit haben, beschließen wir, heute schon zu kochen. Ursprünglich war geplant, ins Hafenrestaurant zu gehen. So gibt es die Kotelett mit Bratkartoffel und Salat halt heute schon. Allerdings habe ich keine Lust zu kochen. So übernimmt Friedhelm das. Auch mal schön. Jürgen kümmert sich um den Salat und bald schon sitzen wir am Tisch und genießen das Essen.

Wir trinken noch einen Espresso mit Oude Genever als Absacker, dann gehe ich nur noch schnell duschen. Morgen soll es früh raus gehen.

 

Montag, 13.05.2013 Workum - Amsterdam
SW4-5, bedeckt, 11° 60,2sm/10:37h
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung
Amsterdam Oude Hoodhaven - Euro nein nein Wir liegen quasi am Wartesteiger für den Eintritt in die Staande Mast Route.

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Der Wecker klingelt um 1/2 7. Mein Gott, ist das früh. Also ich werde kein Verfechter der 7-8-9 Regelung. Aber wir haben heute schon einen weiten Schlag vor uns. So geht es also heute eine Stunde früher los. Es gibt ein gutes Frühstück. Jetzt das Schiff aufklaren und fertig machen zum Auslaufen. Dank guter Kommunikation und perfekter Vorbereitung funktioniert das Ablegen wieder einmal bestens. Wir dieseln durch die Ausfahrt und entscheiden uns aufgrund der weißen Schaumkronen für Reff 2. Eine gute Wahl. An der Ansteuerungstonne setzen wir das Groß und ein Stück von der Genua. Wir können den Kurs, der uns am Vrouwezand vorbei führen würde, nicht anlegen. Daher entscheide ich mich für einen Holeschlag. Das klappt auch gut und die Bavaria 36 liegt sauber am Wind. Eine Stunde später wenden wir und kommen jetzt gut an der VZWest vorbei.

Die nächsten 5 Std. segeln wir Richtung Enkhuizen und können bis kurz vor der Hafeneinfahrt die Segel oben lassen. Wir tuckern direkt zur Schleuse, die auch so freundlich ist und auf Grün schaltet. Der Hub ist wie immer sehr gering. Daher gehen die Tore rasch wieder auf. Wir setzen direkt wieder Segel und können die MZ1 vor Marken gut anlegen. Die P11 vor der Einfahrt nach Amsterdam können wir jedoch nicht anlegn. So kreuzen wir 3 x, kommen jedoch nicht wirklich vorwärts. Also Segel runter und Jockel an.

Um 1/2 8 stehen wir vor der Brücke und um 21 Uhr sind wir fest vor der großen Spoorbrug im Oude Hoodhaven. Man braucht die Durchfahrt auch nicht mehr zu bezahlen.

Die Bolognese ist schon fertig. Jetzt schnell die Spaghetti ins Wasser. Um 10 Uhr sind wir fertig mit Essen. Um 12 Uhr soll es weiter gehen. Die Nachtfahrt durch Amsterdam. Ich lege mich hin, während die anderen noch spülen und aufräumen. Im Hinlegen schalte ich von 1 auf 0 und bin 5 Sek. später tief und fest am schlafen.

 

Dienstag, 14.05.2013 Amsterdam - Krimpen
SW3-4, bedeckt, 11° 32sm/10:05h
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung
Krimpen W.S.V. IJsselmonde Euro ja, 2 Euro ja, 50 Cent hier findet man wenig Segelboote. Ist der Hafen doch fest in der Hand von Motorbootfahrern. Man wird sehr freundlich aufgenommen.

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Um kurz nach Mitternacht werde ich wach als Friedhelm auf Toilette geht. Wieso hat mein Handy nicht geklingelt? Unser Nachbar hat schon seinen Motor laufen und als ich den Kopf aus dem Niedergang stecke ist das Licht an der großen Spoorbrug schon auf rot/grün. Wir legen einen Blitzstart hin. Instrumente an, Motor starten, Regenhose und Stiefel anziehen. Keine 30 Sek. nach dem Aufstehen machen wir schon die Leinen los und tuckern Richtung Spoorbrug. Und tatsächlich: sie hebt sich und wir bekommen ein paar Minuten später grün. Mich wundert, das mir keine Schiffe entgegen kommen. Es scheint sich mehr verändert zu haben als nur die Tatsache, das man die Durchfahrt nicht mehr bezahlen muss. Jetzt erst einmal einen Kaffee aufschütten und wach werden. Es nieselt leicht und wir tuckern von einer Brücke zur nächsten. Mit uns fahren noch 2 weitere Schiffe durch das nächtliche Amsterdam.

Friedhelm hat sich wieder hin gelegt. Beim Aufstehen hat er sich irgendwie verdreht und kann sich im Moment nicht gut bewegen. Hoffentlich wird das nicht schlimmer. Dann müssten wir ihn noch zu einem Arzt bringen.

Auf 1/2 Strecke kommen uns 2 Schiffe entgegen. Also wird die große Spoorbrug imzwischen 2 x in der Nacht geöffnet. Bald darauf passieren wir das Strassenbahndepot von Amsterdam. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zur Nieuwe Meersluis. Auch hier stehen die Lichter schon auf grün. Die große Autobahnbrücke zeigt rot/grün. Kaum sind wir in der Schleuse, geht das Tor hinter uns zu und vor uns auf. Dann bimmeln auch schon die Schranken der Autobahnbrücke. 5 Min. später können wir dieses imposante Bauwerk bereits passieren.

Wir tuckern Richtung Schiphol. Hier können wir unsere 1. Pause machen. Die Brücke öffnet erst um 1/2 6. Die Crew verschwindet in ihre Kojen. Die Zeit vergeht schnell und um 20 nach 5 schalten die Lichter der Brücke auf rot/grün. Weiter gehts. Erst die Leimuiderbrug bremst uns wieder aus. Zwischen 7 - 9 Uhr wird diese für die Sportschifffahrt nicht geöffnet. So können wir in Ruhe frühstücken und ein wenig relaxen.

Um 9 Uhr geht es weiter. Wir passieren Brücke nach Brücke. Bei manchen müssen wir warten, andere zeigen schon rot/grün. Die nächste große Brücke ist bei Gouda. Diese hält uns wieder etwas auf. Allerdings nicht sehr lange. Auf Nachfrage per Funk erfahre ich, das es bald weitergeht. Auf die nächste Schleuse müssen wir wieder etwas warten. Die letzte Brücke für heute ist das Sturmwehr bei Krimpen. Die zugehörige Schleuse mit Brücke öffnet erst zwischen 19 und 20 Uhr. Wir beschließen, nur noch bis Krimpen zu fahren, da es bis Dordrecht noch gut eine Stunde ist und wir dann sehr wahrscheinlich keinen Hafenmeister mehr antreffen. Und wir freuen uns alle auf eine heiße Dusche und ein leckeres Abendessen.

Wir entscheiden uns für den W.S.V. IJsselmonde, der zum einen genügend Tiefgang hat (im anderen Hafen nur 1.70, das könnte knapp werden), zum anderen ist er auch wieder ein paar Meter näher. Beim Einlaufen werden wir vom Hafenmeister, der schon auf dem Steg steht, freundlich begrüßt. Schnell wissen wir alles notwendige und nach einem schnellen Anleger geht es direkt Richtung Dusche. Vorher bezahlen wir unsere Schulden und Jürgen hat die Idee, ob es hier nicht ein Pizzataxi gibt. Aus der Pizza werden 8-Köstlichkeiten vom Chinesen. Mit freundlicher Unterstützung des Hafenmeisters und eines W.S.V.-Mitglieds bestellen wir unser Abendessen. Kaum mit Duschen fertig und noch nicht zurück auf dem Schiff kommt schon unser Essen. Ist das klasse. Frisch geduscht und das Essen steht schon auf dem Tisch.

Wir bezahlen 30 Euro, ein angemessener Preis für jede Menge leckeres Essen. Es bleiben sogar noch Nudeln über (die verputzen wir am nächsten Tag als Snack). Wir trinken noch ein Glas Rotwein und diskutieren über die mögliche Route. Wir könnten Richtung Hoek van Holland und am Europoort raus auf die Nordsee. Allerdings ist für Morgen ein SW3-4 angekündigt. Das würde kreuzen bedeuten. Nach vielem Hin und Her entscheide ich, das wir innen rum fahren. Dadurch ist die Abfahrtszeit festgelegt, da die nächste Brücke einmal um 7 und dann erst wieder um 10 Uhr öffnet. 7 Uhr ist uns allen zu früh. Daher wird das Ablegen auf 1/2 9 festgelegt.

Jetzt wird es auch schnell ruhig auf dem Schiff. Immerhin sind wir jetzt schon über 20 Std. auf den Beinen.

 

Mittwoch, 15.05.2013 Krimpen - Kortgene
SW2-3, bedeckt, 10° 55sm / 12:03h
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung
Kortgene De Paardekreek Euro ja ja De Paardekreek hat in der Einfahrt zum neuen Yachthafen noch einen Steg mit einigen Boxen. Strom und Wasser ist vorhanden. Man kann auf dem Campingplatz duschen.

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Pünktlich um 1/2 9 heißt es "Leinen los". Und auch heute werden wir lange auf den Beinen sein. Doch zuerst einmal geht es zur nächsten Brücke. Wir treffen eine 3/4 Std. zu früh ein und da es dort keine Anlegemöglichkeit gibt, kreisen wir vor der Brücke und warten. Von hier ist es nicht mehr weit bis Dordrecht, der nächsten großen Brücke auf unserem Weg. Auch an dieser Brücke haben wir 20 Min. Wartezeit, die wir an einer Vorleine hängend am Wartesteiger verbringen. Jetzt geht es durch den Dordtsche Kil und danach können wir sogar etwas segeln. Vor der Volkerak-Schleuse bergen wir die Segel. Das Schleusen geht entspannt über die Bühne. Im Volkerak motoren wir bis auf die andere Seite und können dann außerhalb des Fahrwassers wieder ein wenig segeln. 4 Wenden später stehen wir vor den großen Kramer-Schleusen. Auch hier geht es in eine extra für die Sportschifffahrt eine reservierte Schleuse. Diese Schleuse wird von einer nicht beweglichen Brücke überspannt. Wie immer ist es ein komisches Gefühl, unter einer Brücke durchzufahren. Bis 1 m vorher hat man den Eindruck, das kann unmöglich passen. Auch wenn die Durchfahrtshöhe mit 18.4 m angegeben ist und am Steuerstand der Bavaria 16.2 m steht. Den Rest vom Volkerak können wir nicht mehr segeln. Wind genau von vorne. Warum will man eigentlich immmer dahin, wo der Wind her kommt? Erst als wir in der Osterschelde und am Flach, das sich mitten in der Osterschelde befindet, vorbei sind, können wir noch einmal eine 1/2 Stunde die Segel ziehen. Dann stehen wir vor der Einfahrt zum Veere Meer und mir wird ein wenig seltsam. Immerhin bin ich hier viele Jahre fast im 14-Tages-Rythmus meine Mutter besucht. Als ich später am Telefon mit Wilhelm über die Route spreche, kommt eine Alternative zur Sprache. Anstatt durch das Veere Meer und den Kanal door Walcheren hätten wir weiter auf der Oosterschelde bleiben können und wären von dort über den Kanal door Zuid Beveland direkt in die Westerschelde gekommen. Dieser Weg wäre vielleicht etwas schneller gewesen, da es nicht soviele Brücken wie im Kanal door Walcheren gibt. Doch jeztt sind wir abgebogen und machen die Tour durchs Veere Meer und dem Kanal door Walcheren.

Wir machen am Steg von De Paardekreek fest und haben Glück. Wir finden einen freien Stromanschluß und die Duschen sind inzwischen kostenlos. Man braucht keine Duschmünzen mehr.

Heute gibt es das Gulasch und allen schmeckt es. Nach dem Aufklaren gehe ich noch duschen und wieder ist das seltsame Gefühl da. Ich hänge noch ein wenig meinen Gedanken nach und dann ist auch dieser Tag vorbei.

 

Donnerstag, 16.05.2013 Kortgene - Zeebrugge
V1-3, später NW3-4, bedeckt, später Regen, 11° 36sm / 7:44h
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung
Zeebrugge Königlich belgischer Yachtclub Euro ja nein der Hafenmeister hat um 18 Uhr Feierabend. So konnten wir weder das Gelände verlassen noch die san. Einrichtungen des Yachtclubs nutzen.

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Der Tag beginnt mit frischen Brötchen. Schon einmal gut. Danach verproviantieren wir uns noch ein wenig. Man sollte immer vor dem Auslaufen für den Abend vorsorgen. Den man weiß nie genau, wann und wo man sich wieder verpflegen kann.

Wir motoren aufgrund des fehlenden Windes durch das Veere Meer und stehen bald schon vor der Schleuse in Veere. Hier beginnt (oder endet) der Kanal door Walcheren. Diesen müssen wir noch bezwingen. Dann sind wir endlich auf der Nordsee. Auf die Schleuse müssen wir nur 10 Min. warten. Etwas länger ist die Wartezeit vor der Stationsbrug in Middelburg. Hier liegen wir für fast eine ganze Stunde fest. Jetzt noch 2 weitere Brücken, die aber bedient werden, sobald wir näher heran kommen, dann noch die letzte Schleuse mit sehr hohen Mauern. Als sich die Tore öffnen, riechen und sehen wir die Nordsee.

Wir motoren Richtung Zeebrugge und beim ersten lauen Windhauch lasse ich die Segel setzen. Schnell wird aus dem Hauch ein schöner dreier NW-Wind. Es folgt 2 Stunden schönes Segeln entlang der belgischen Küste. Dann ist es Zeit sich in Zeebrugge per Funk anzumelden. Zeebrugge ist der wichtigste Seehafen von Belgien. Entsprechend viel Verkehr ist hier. So müssen wir auch einem auslaufenden Containerriesen Platz machen. So langsam die Bewegung auch wirkt, die Riesen sind schneller da als man denkt.

Wir laufen in den königlich, belgischen Yachtclub ein, machen erst einmal längsseits vor der Tanke fest. Der Hafenmeister ist schon weg und so können wir den Yachtclub auf dem Landweg nicht verlassen und auch die san. Einrichtungen nicht nutzen. Gut das wir in Kortgene eingekauft haben. So zaubert Jürgen uns ein wirklich sehr leckeres Chili con carne. Das Geheimnis von Jürgen ist der Schuß heißen Kaffee, der am Ende ins Chili kommt. Schmeckt jedenfalls wirklich gut.

Wir wollen gerade zu Bett gehen (ich habe meinen Schlafdress schon an), als Jörg berichtet, es gäbe noch Hafenkino. Ein 2-Master kommt rein. Als ich meinen Kopf aus dem Niedergang stecke und der Skipper des Schiffes mich sieht, bittet er mich um Hilfe. Es handelt sich wohl um einen Langkieler, der im Hafen sehr schwer zu manövrieren ist. Natürlich helfe ich und auch Jörg kommt noch dazu. Die 24 Tonnen an den richtigen Platz zu bringen ist nicht eben einfach.

So lernen wir Stefan, den Eigner der Bluevic und seinen Freund kennen. Stefan bedankt sich für die Hilfe mit einer Einladung auf sein Schiff und einem Pastis. Was Jörg und ich gerne annehmen. Jörg ist zum 1. Mal auf einem Weltumsegler und total geflasht. Stefan hat viel zu erzählen und eine Glasenuhr (siehe Wikipedia zeigt das Vorbeifliegen der Zeit an. Doch irgendwann können wir uns los reißen, die Pastisgläser sind leer und wir wollen ja auch Morgen sehr früh wieder raus. Eine Begegnung, die mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

 

Freitag, 17.05.2013 Zeebrugge - Calais
NW4-5, später abflauend NW2, bedeckt, 12° 69sm / 11:04h
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung
Calais Bassin de l’Ouest 23,50 Euro ja ja man braucht einen Code um die Toiletten zu benutzen und wieder auf das Hafengelände zu kommen.

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Um 8.15 Uhr legen wir für die letzte Etappe ab. Knapp 70 sm liegen vor uns. Beim Verlassen des riesigen Hafens melden wir uns ordentlich per Funk ab und werden, als ich versuche, einen Kreuzfahrer auf seiner Steuerbordseite zu passieren, vom Kreuzfahrer und Port Control direkt auf meinen Fehler hin gewissen. Ich gehe wieder auf den alten Kurs und sehe auch 2 Min. später, wie der Riese nach Steuerbord dreht. Das hätte ich mit der kleinen Maschine nicht schnell genug geschafft.

Draußen erwartet uns eine ganz ordentliche Welle. Und wieder lerne ich etwas dazu. Man hätte bereits im Hafen das Großfall anschäkeln können. Das erst draußen bei Welle und einem auf und ab tanzendem Schiff zu machen ist keine so gute Idee. Aber es ist alles gut und kurz darauf sind wir mit Genua und Groß im Reff 1 unterwegs. Es wird der schönste Segeltag. Dank der Tatsache, das ich direkt morgens meine Gummistiefel angezogen habe, fängt es nicht an zu regnen. Dafür haben wir einen super schönen Segelwind aus N bis NW. 1/2-Wind-Segeln ist doch immer am schönsten.

Nach einem perfekten Segeltag bergen wir ca. 9 sm vor Calais die Segel. Der Wind hat stark nach gelassen und kommt fast von hinten. Und wir haben nur ein 4 Std. Zeitfenster in den Hafen zu kommen. Da hier schon ein ordentlicher Tidenhub herrscht und in der Einfahrt ein Drempel liegt, kann man nur von 2 Std vor HW bis 2 1/2 Std. nach HW in das Bassin de l'Quest einlaufen. 15 Min. vor dem Drehen der Brücke geht ein gelbes Licht an. Das die Brücke auch schon einmal länger nicht geöffnet wird hat ein Segler erfahren, der 48 Std. vor der Brücke warten musste, weil die Tour de France genau über diese Brücke führt.

Nach knapp 260 sm und 52h reine Fahrzeit machen wir die Bavaria 36 am Steg B02 fest. Auch hier hat der Hafenmeister schon Feierabend. Wir bekommen aber den Code für die Toiletten. Schon einmal gut. Den Code für die Eingangstür bekommen wir in der Hafenbar. Dort trinken wir auch einen Pastis. Muss sein. Wir haben es geschafft! In 5 Tagen die Bavaria 36 nach Calais zu bringen. Jetzt belohnen wir uns aber erst einmal mit einem guten Essen. Das vom Barkeeper empfohlene Restaurant erscheint uns einen Tacken zu nobel. Wir finden ein gutes Restaurant. Das Essen ist nicht das beste, aber durchaus genießbar. Man merkt leider selbst beim Servicepersonal, das man als Deutscher nicht wirklich willkommen ist. Schade.

Wir sind alle platt und so gehen wir nach dem Essen direkt zurück zum Schiff. Ich packe noch meine Tasche und gehe, wie immer, noch duschen. Das ist immer das beste am Tag. Als ich vom Duschen zurück komme, ist es schon wieder ruhig auf dem Schiff.

 

Samstag, 18.05.2013 Calais - Viersen
??, sonnig, 15° 400km/4:30h

Heute können wir ausschlafen. Bevor wir frühstücken gehen, klaren wir das Schiff auf, packen unsere Sachen, reinigen die Bavaria 36 von außen und innen. Dann noch den Kühlschrank entmüllen und ab zur Tanke. Die wird allerdings vom Hafenmeister bedient und der ist erst nach 12 vor Ort. Wir dürfen aber an der Tanke liegen bleiben und gehen jetzt erst einmal frühstücken. Wilhelm korrigiert seine Ankunftszeit von 13 auf 14.30 und wir haben genug Zeit, in Ruhe zu frühstücken, das Schiff auszuräumen und noch einmal durch zu wischen. Da ich keine Lust habe, den steilen Weg vom Steg auf den Kai (immerhin haben wir hier 4 m Hub und im Moment Niedrigwasser), nimmt Jürgen ein Seil mit und ich binde unten die Taschen dran. Ruckzug nach oben gezogen und schon kommt die nächste Tasche dran. Gut das Wilhelm mit einem größeren Van kommt. Sammelt sich doch so einiges an.

Pünktlich um 14.30 kommen Wilhelm und Stefan an. Schnell sind die Sachen und Vorräte der beiden ausgeladen und unsere eingeladen. Dann helfen wir den beiden noch, ihre Sachen runter auf die Bavaria 36 zu bekommen, ich mache die Übergabe mit Wilhelm und wir gehen noch gemeinsam zum Hafenmeister. So, alles geklärt und wir steigen ein. Das Navi ist schnell programmiert und schätzt eine Ankunftszeit von 19 Uhr. Die Fahrt selber ist ereignislos und ab Amsterdam kenne ich die Strecke. Bin sie ja oft genug gefahren als meine Eltern ihren Wohnwagen noch in Breskens stehen hatten.

Wir ändern die Reihenfolge noch. So bringen wir erst Jörg zu einem Treffpunkt. Dort wird er von seiner Frau eingesammelt. Dann bringe ich Jürgen nach Hause und zuletzt Friedhelm. Um 8 Uhr kann ich meinen Schatz in die Arme schließen und damit ist der Törn auch für mich entgültig zu Ende.

 

Resümee

Es war ein interessanter Törn. Und obwohl ich gerne außen rum gesegelt wäre, war es so auch schön. Und wie immer am Ende meines Törnberichts ein paar Daten. Wir waren 5 Tage unterwegs und haben in diesen 5 Tagen 260sm in 51 Std. zurück gelegt. Das macht einen Schnitt von 5kn in der Std. Jeden Tag sind wir daher durchschnittlich 10:20h an reiner Fahrzeit (ohne Wartezeiten vor Brücken & Schleusen) unterwegs gewesen. Macht bei 5kn Geschwindigkeit 52sm jeden Tag. Wir haben knapp 140sm unter Segel zurück legen können. Das sind leider nur 54%. Dafür, das wir bis Vlissingen innen rum gefahren sind, ist es aber ein guter Wert. Der Motor hat insgesamt 27 Std. gelaufen und wir mussten am Ende 61l. für 91 Euro tanken. Das macht 2.3l. die Stunde. Davon muss man aber noch den 1/2l. Diesel abziehen, den sich die Dieselheizung je Std. rein zieht. Und die ist auch etliche Stunden gelaufen.

 

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