Novembertörn 2013
oder
Segeln. Satt.

Novembersegeln

 

Meine Teilnahme ist schon klar, der Urlaubstag beantragt und genehmigt. Inzwischen hat die gesamte Crew aus 2012 zugesagt. So können wir uns wieder auf unseren "Gourmet"-Törn freuen. Aber es liegt noch eine ganze Saison mit hoffentlich vielen schönen Törns vor mir, bevor wir wieder das Gourmet-Schiff besteigen und in die unendlichen Weiten der Kaloriennebel eintauchen.

Eine Woche vor dem Start bekommen wir eine E-Mail von Christoph. Es überschneiden sich der Törn mit einem Lehrgang, an dem er aber sehr gerne teilnehmen würde. So verlieren wir unseren Proviantmeister. Das ist eine echte Katastrophe. Der freie Platz wird von Dirk wieder besetzt. So wird Viktor mit uns segeln.

Also hier die Daten:

Start/Zielhafen: Lemmer
Vercharterer: Thinius (Andreas Kühn)
Basishafen: Werft Maronier, Lemmer
Crew: Charly, Skipper
Christian, Mick, Stefan, Peter und Viktor
Schiffname Ursa Minor
Schiffstyp Bavaria 38 cruiser
Zeitraum: 4 Tage
Zeitpunkt: 01.11 - 04.11.2013
Kosten: 200 € Charter/p.Person / 100 €/Skipper
95 €Bordkasse/p.Person

Hier mein Web-Fotoalbum mit schönen Bildern vom Novembertörn

 

 

Törnverlauf

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Tag Stadt Hafen Bemerkung SM
1. Makkum Gemeindehaven hier liege ich immer wieder gerne. Nahe an der Stadt und nicht so riesig. 31,0 sm
2. Oudeschild (Texel) Waddenzeehaven zu dieser Jahreszeit (fast) ganz leer, mit kostenlosem W-LAN und immer noch teuer (41 Euro f. 38") 28,6 sm
3. Lemmer Werft Maronier Base von Thinius 38,7 sm
Summe Seemeilen 98,3 sm

 

Und hier der Törnbericht:

Mittwoch, 30.10.2013 Viersen - Lemmer
250km/2:30h
Ziel Speiseplan
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung Morgens Mittags Abends
Lemmer Werft Maronier ?? Euro ja ja, leider nur je 1 Dusche Charterbase von Thinius -- -- Wirsing mit Mettenden
Vanillepudding
Espresso mit Grappa

Auch dieses Mal muss ich noch am letzten Tag arbeiten. Aber ich mache früher Feierabend und bin um 1/4 vor 4 Uhr Zuhause. 15 Min. später kommt Peter mit Viktor an. Ich packe noch die letzten Sachen ein und dann schleppen wir gefühlte 100kg zum A6 von Peter.

Die Fahrt selber ist wie immer ereignislos. Um 1/2 7 sind wir bei Andreas. Nur Greta ist da. Ich bekomme die Ursa Minor. Mick & Christian sind schon da. 5 Min. später kommt auch Stefan. Hier zeichnet sich schon die erste große Katastrophe ab. Das leckere Hinkel-Brot liegt noch bei Stefan auf der Arbeit. Dies wird auch nicht die letzte Katastrophe bleiben. Also nächstes Jahr muss Christoph auf jeden Fall wieder dabei sein.

Wir schleppen unser Gepäck an Bord, trinken erst einmal ein Anlegebier und dann macht sich das Einkaufskomitee, bestehen aus Stefan, Peter, Viktor und mir auf zum Jumbo. Für 250 Euro wandern Vorräte in 2 Einkaufswagen. Bier hat ja gottseidank schon Christian besorgt.

Um 1/2 9 sind wir zurück am Schiff, verstauen die gekauften Lebensmittel. Heute kocht Stefan. Mit ein wenig Unterstützung von mir zaubert er ein super leckeres Wirsinggemüse mit Kartoffel. Dazu ein paar Mettendchen. Den auch heute wollen wir Richtung 5.000 Kalorien kommen. Dazu gibt es als Nachtisch auch einen leckeren Vanillepudding. Ich vermisse nur die geschlagene Sahne und das Himbeerhäubchen. So wird das nichts. Wir diskutieren bei einem Espresso und einem guten Grappa, wie wir wenigstens die nächsten Tage unter gestecktes Kalorienziel erreichen können.

Schnell ist es weit nach Mitternacht. Ich mache mein Bett im Salon und gehe wie immer noch duschen. Zurück ist es auf dem Schiff schon ruhig und auch ich begebe mich ins Land der Träume.

 

Donnerstag, 31.10.2013 Lemmer - Makkum
SW4-5, bedeckt, später Regen, 11° / 1020hpa > 1014hpa 31,0sm/h
Ziel Speiseplan
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung Morgens Mittags Abends
Makkum Gemeentelijke Buitenhaven Makkum 20 Euro ja, kostenlos ja, mit Barcode-Karte,
diesmal leider nur kaltes Wasser
Dieses Mal liegen wir nicht im Binnenhaven, sondern im
Buitenhaven. Man fährt bis ans nördliche Ende
des langen Stegs und kurvt einmal um das Ende
des Stegs. Danach findet man jede Menge Boxen.
An jeder Box ist ein Stromanschluß.
Wasser gibt es auch auf dem Steg.
Spiegelei mit Bacon Linsensuppe mit Speck und Würstchen gefüllte Tomaten
Lammragout mit Aprikosen, dazu Brot
Sauerrahm mit Himbeerpürree
Espresso mit Grappa

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Beim 1. Klingeln des Weckers ist es noch dunkel. Und kalt. Also Heizung an und noch für eine 1/2 Std. unter die Decke. Ja es ist Ende Oktober und jetzt fangen die Tage später an. Und sind früher vorbei. Aber das wissen wir ja. Um 1/2 8 krabbel ich dann doch aus meinem Schlafsack, packe ihn weg und setzte Kaffeewasser auf. Auch Peter kommt aus seiner Kabine und schaltet schon mal das Funkgerät ein. Ach ja, hatte ich doch schon fast wieder vergessen. Den Wetterbericht!

Dieser sagt für heute einen SW5-6 voraus. Und vorher gibt es eine Starkwind-Warnung: Texel S-SW7, IJsselmeer S-SW6. Laut Windfinder soll es auch noch regnen. Naja, ziehe ich halt meine Gummistiefel an. Dann regnet es normalerweise nicht. (dieses Mal versagt aber die Theorie)

Zum Frühstück gibt es leckere Spiegeleier mit Bacon. Wir besorgen uns beim Andreas frische Brötchen (ein kostenloser Service von Thinius). So gibt das ein perfektes Frühstück. Nur den O-Saft vergessen wir. Um 1/2 10 sind wir fertig und klaren das Schiff auf. Peter saust noch zum Jumbo ein paar fehlende Zutaten besorgen. Schon jetzt entdecken wir immer mehr Lücken in unserer Einkaufsliste.

Während Peter einkauft mache ich die Sicherheitseinweisung für Viktor und Stefan. Bei den anderen ist die letzte Einweisung noch im Gedächtnis. Dann heißt es endlich "Leinen los" . Christian fährt das Manöver. Da wir am Anfang der Boxengasse liegen können wir uns einfach seitlich raus treiben lassen. Das klappt gut und schon sammeln wir die Leinen und Fender ein. Wir setzen das Groß zur Hälfte und schon an der 1. roten Tonne können wir das Vorsegel setzen und den Motor aus machen.

Der Wind kommt wie voher gesagt aus S-SW. So können wir hoch am Wind zuerst zur SBZuid und dann zur VZZuid segeln. Mit 6-7 kn ziehen wir durchs Wasser. Einfach schön!
Weniger schön ist die Tatsache, das die Ursa Minor wohl diese Saison an der Stb-Seite eine Kollision gehabt haben muss, die nur provisorisch repariert worden ist. Die Scheuerleiste hat eine Delle und das Rumpffenster ist getapt. Das ist auch die Ursache für den Liter Wasser, der in der Stb-Ablage hin und her schwappt. Sehr ärgerlich, da Stefan dort sein handgeschriebenes Familienkochbuch hin gelegt hat, dessen Seiten jetzt nass sind. Auch mein Roman liegt im Wasser. Mein Asus-Tablet kann ich eben noch retten, bevor dieses sich in Elektronik Schrott verwandelt. Überhaupt tropft es verdächtig viel. Ob das alles Schwitzwasser ist?

Nach der VZZuid können wir etwas abfallen und nach passieren der VZWest gehen wir auf 0°. Vorher berge ich noch das Groß, den bei einem Vorwindkurs ist es einfacher, nur mit dem Vorsegel zu arbeiten. Jetzt ziehen wir auch das Stb-Rumpffenster nicht mehr durchs Wasser. Peter kocht die Linsensuppe und bald darauf bekommen wir eine leckere und vor allem heiße Suppe. Tut immer gut. Ich werde ein wenig müde, verziehe mich nach unten und lege mich für eine 1/2 Stunde hin. So verschlafe ich wie der Himmel seine Pforten öffnet und es anfängt kräftig zu schütten. Als ich wieder wach werde ist der Regen auch schon (fast) vorbei und wir sausen immer noch mit 6-7kn Richtung Makkum. Weit ist es nicht mehr und an der Ansteuerungstonne VF2-MA1 shiften wir das Vorsegel. Wir hätten auch bei der MA3 shiften können, aber schnibbeln tu ich nicht gerne.

Um 16.00 Uhr laufen wir nach 31 sm als letztes Schiff der Flottille ein. Jedenfalls als letztes, das heute Makkum anläuft. Alle anderen sind schon da: Rolf mit seiner Tadao, Volker mit der Old Salt, die so breit ist, das sie nicht in die Box passt. Und auch Robert mit der Sparrow liegt schon hier.

Das Schiff ist schnell aufgeklart und versorgt. Dann können wir unser 1. Anlegerbier genießen. Dazu nehmen wir einen kleinen Snack. Peter geht schnell zum Hafenmeister, unsere Schulden bezahlen. Dann macht er sich an die Arbeit. Die gefüllten Tomaten sind schon vorbereitet. Jetzt beginnt er mit dem Hauptgericht: Lammragout mit Aprikosen. Dazu gibt es frisch auf gebackenes Baguette. Mmmmhh ist das lecker. Damit die 5000 Kalorien heute auf jeden Fall geknackt werden gibt es als Nachtisch Sauerrahm mit Sahne und Himbeerpüree. Zum Abschluss natürlich einen Espresso mit Grappa. Wirklich pappsatt sind wir zu faul um auf eins der anderen Schiffe zu gehen. So bleiben wir sitzen und hängen in Gedanken bei unserem leckeren Essen.

Später kommt noch Axel vorbei. Auf seinem Schiff wird gerade diskutiert, ob ein Teil seiner Crew vorzeitig ab mustert und nach Hause fährt. Der Wind und die Schräglage waren wohl zu heftig. Doch wie wir am nächsten Tag erfahren bleiben alle an Bord und meistern die ruppige Überfahrt nach Texel.

Ich gehe natürlich noch duschen, obwohl Peter berichtet hat, das dass Wasser sehr kalt sei. Und tatsächlich, der Boiler scheint aus oder leer zu sein. So gibt es halt nur eine Katzenwäsche.

Zurück an Bord drehe ich die Heizung noch aus, öffne die Luken einen Spalt damit frische Luft herein kommt. Dann mache ich mir noch mein Bett, stelle den Wecker auf 1/2 8 und verschwinde ins Land der Träume.

 

Freitag, 01.11.2013 Makkum - Oudeschild (Texel)
SW5-6, bedeckt, Regen, sm/h
Ziel Speiseplan
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung Morgens Mittags Abends
Oudeschild (Texel) Waddenzeehaven 41 Euro ja, kostenlos ja, kostenlos man braucht nur noch den Pincode.
Und selbst den nicht mehr, wenn der Hafenmeister
da ist. Dann stehen die Türen offen.
normales Frühstück Knoblauch-Hack-Suppe gegrillte Gambaspieße mit Rucula-Salat
marinierte Kotelett mit Kartoffel-Fleischsalat
geschnorrte (und gefundene) Grillwurst
Bratäpfel mit Vanillesoße
Espresso mit Grappa

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Als meine Weck-APP (ja, ich habe inzwischen auch so ein Smartphone-Ding) mich um 1/2 8 unsanft aus dem Schlaf reißt, drehe ich mich noch einmal kurz um. Doch kurz vor 8 muss ich raus. UKW-Funke einschalten, Kaffeewasser aufsetzen. Das Übliche halt. Peter ist auch schon aus seiner Koje gekrabbelt und notiert das Wetter. Auch heute sollen es wieder 5-6 Bft. aus SW werden. Dazu aber Regen. Diesmal werden wir garantiert nass. Doch erstmal gibt es lecker Frühstück. So gestärkt kann Christian zum Supermarkt laufen. Seit dieser nicht mehr im Zentrum, sondern fast am Stadtrand ist, läuft man schon ein paar Minuten.

Als letztes Schiff der Flottille lösen wir die Leinen. Der Wind passt und so setzen wir Segel. Natürlich gerefft. Eine 1/4 Std. später ist der Spaß schon wieder vorbei und wir laufen im Schleusenvorbecken ein. Die Einfahrt ist grün, aber ich muss ja noch mein Großsegel bergen. Prompt schaltet der Schleusenmeister auf rot. Das kostet uns über eine 1/2 Std. denn er lässt uns auch ewig vor der Brücke warten.
Heute machen wir nicht für einen Snack hinter der Brücke fest, sondern motoren erstmal Richtung Texel. Mit dem Groß als Stützsegel fahren wir an der grünen Seite des Fahrwassers entlang bis es ein wenig nach Nord abknickt. Jetzt können wir ein wenig von der Genua ausrollen und segeln quer durch das Fahrwasser. An der roten Seite müssen wir dann einen Holeschlag machen, um wieder etwas Höhe zu gewinnen. Hier erwischt uns auch der Regen. Ich verziehe mich nach unten und fange an, die Zutaten für meine Knoblauch-Hack-Suppe zu schnibbeln. Bevor ich das allerdings mache, schärfe ich dem Rudergänger noch einmal ein, immer zu wissen, wo die nächsten Tonnen liegen bevor man die angesteuerte Tonne passiert hat. Ansonsten kann es einem passieren, das man über den Tonnenstrich hinaus fährt und auf Schiet sitzt. Und das ist bei ablaufendem Wasser nicht lustig. Denn jede Sekunde, die man im Dreck steckt wird es schwieriger, wieder frei zu kommen. Und bis zum nächsten HW wollen wir ja nicht wirklich warten.

Der Regen ist heftig und die Sicht wird schlecht. Doch es dauert nicht lange und das Wolkenband liegt hinter uns. Der Himmel reißt auf, der Wind wird merklich schwächer. Jetzt tut eine heiße Suppe gut! Wir kreuzen Richtung Oudeschild. Der Texelstrom wird hier sehr breit und man kann sogar eine knappe Seemeile über den grünen Tonnenstrich hinaus fahren. Als der Wind aber immer schwächer wird und die Flut einsetzt, bergen wir die Segel und motoren die letzten 1 1/2 Seemeilen bis zum Hafen. Der Strom versetzt uns schon nach steuerbord, so das der Rudergänger gut 5° vor halten muss. Die Einfahrt von Vlieland ist noch schlimmer. Der Strom ist dort so stark, das man bis 20° vor halten muss.

Wir machen das Schiff klar zum Anlegen. Leinen bereit legen, Fender sehr tief hängen (für die Schwimmstege) und Badeplattform klar machen. Da die gesamte Flottille schon da ist, stehen genug helfende Hände bereit. So ist das Anlegemanöver recht einfach. Noch ein wenig Leinenarbeit, Strom legen und schon können wir unseren Anleger genießen.

Dirk kommt vorbei und legt das Grillen auf 17.00 Uhr fest. Das wird von Volker noch einmal um eine 1/2 Std. vor verlegt. Jup, da haben wir nicht mehr viel Zeit. Also schnell den Kartoffelsalat und den Salat gemacht, Teller & Besteck einpacken, das Fleisch aus der Marinade nehmen und schon trotten wir, voll bepackt, zu den Grills. Hier ist schon jede Menge los und auch wir zünden unseren Grill an. Es dauert nicht lange und unsere Koteletts bruzeln über der Holzkohle.

Regina war so lieb und hat im Hafen noch 24 Garnelen gekauft. So kann ich doch noch meine Garnelenspieße auf Rucula machen. Damit heben wir uns wieder deutlich ab. Sind halt das Gourmetschiff. Nur das ich die Würstchen vergessen habe findet Christian überhaupt nicht gut. Mit Christoph als Proviantmeister wäre auch das nicht passiert. Aber nicht umsonst schnorre ich bei den Törns. öfters bei andern Schiffen. So ergattere ich noch 2 Würstchen von der ????. Nicole ist so freundlich und überlässt sie uns.

Eine dunkle Wolke kommt mit dem Wind und auch ein paar Regentropfen fallen. Jetzt geht es sehr schnell und schon sind wir die letzten am Grill. Alle andern wollen in ihrem Salon essen. Wir lassen uns von ein bisschen Wasser nicht vertreiben. Wir finden eine scheinbar vergessene Schüssel mit 2 Würstchen und 2 kleinen Steaks. Bevor sich die Möwen daran gütlich tun, schmeißen wir die auf unseren Grill. Gesagt, getan. Kaum brutzeln die Teile auf unserem Grill kommt Volker vorbei und ist sehr verwundert, wo sein Fleisch geblieben ist. "Das muss irgendjemanden mit genommen haben" behaupten wir. Und während Volker noch darüber grübelt, wo wohl seine Würstchen abgeblieben sind, werden diese auf unserem Grill so langsam gut. Und irgendwie schmecken diese besonders gut. Wobei die verschwundenen Würstchen Volker die ganze Nacht beschäftigen. Und am nächsten Morgen kommt es ihm dann. Standen wir doch ganz alleine noch am Grill. Natürlich entschuldige ich mich und versuche es wieder gut zu machen, aber Volker winkt ab. Satt sind sie ja am Abend geworden, sagt er. Wir werden uns aber sicher noch lange an den "Mundraub" erinnern. :-)

Nachdem das letzte Würstchen von Volker gegessen ist, packen wir zusammen und gehen zurück zur Ursa Minor. Dort beginnt Peter mit den Bratäpfeln. Und auch hier vermissen wir wieder unseren Proviantmeister. Keinen Apfelausstecher, keine eingelegten Rosinen, kein Vla. Gottseidank haben wir noch etwas Vanillepudding aus dem wir eine leckere Vanillesoße machen können. Aber sie sind trotzdem gur geworden. Und sehr lecker.

Auf den anderen Schiffen ist bestimmt Party, doch irgendwie sind wir platt. Ich genieße die heiße Dusche ausgiebig (seit diesem Jahr sind die Duschen im Liegepreis enthalten). Apropos Hafengebühr: 41 Euro zahlen wir für 38 Fuß und 6 Personen.

Zurück auf dem Schiff gibt es noch einen Absacker und dann wird es auch schon ruhig.

 

Samstag, 02.11.2013 Oudeschild (Texel) - Lemmer
W-SW2, später S4 bedeckt 38,7sm/7:39h
Ziel Speiseplan
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung Morgens Mittags Abends
siehe 1. Tag russische Quark-Pfannkuchen Weißkohl-Suppe Kaviar auf frischem Baguette u. Beluga-Vodka
Thai-Suppe mit Jakobsmuscheln
Curry-Hühnchen mit Basmati-Reis
Zimt-Vanille-Birnen
Espresso mit Grappa

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Heute haben wir etwas mehr Zeit. Der Strom kippt erst um 13 Uhr und so macht es keinen Sinn schon um 10 Uhr auszulaufen. Doch bis 12 Uhr wollen wir auch nicht warten, den es kann sein, das wir bis nach Lemmer zurück segeln und das sind 38 sm. Da die Tage kurz sind würden wir auf jeden Fall im Dunkeln ankommen. Und das bei viel Wind und schlechter Sicht aufgrund von Regen ist nicht ganz ohne.

Trotzdem bin ich um kurz vor 8 auf. Wetterbericht hören. Was wir hören ist übel. Über Tag soll der Wind immer mehr zulegen. Von 3-4 über 5-6 bis 7-8. Regnen soll es auch noch. So fällt die Entscheidung. Heute geht es nach Lemmer.

Um 1/2 11 ist noch ein Foto-Shooting angesetzt. Kaum hat der Fotograf zum letzten Mal den Auslöser gedrückt legt Dirk mit seiner ??? schon ab. Diesmal wollen wir nicht die letzten sein und so kommt auch mein Kommando. Klar zum Ablegen. 2 Min. nach Dirk sind wir auch schon auf dem Weg. Viktor ist etwas überrascht. Ist er doch gerade seine ??? am machen. Aber ich kann ihn beruhigen. Draußen sind gerade einmal 2 Bft. Da werden wir wohl die 1. Std. motoren. Trotzdem setzen wir noch im Hafen das Groß. So können wir schneller in den Segelmodus wechseln.

Und richtig: Wir dieseln erst einmal Richtung T7 Dort verlassen wir das Fahrwasser und nehmen Kurs auf die M2. Naja, ein wenig schnibbel ich noch und fahre zwischen der M2 und M4 wieder ins Fahrwasser. Es ist immer noch schwach windig, aber wir sind ja zum Segeln hier und so ziehen wir die Genua und mit immerhin 3,5 kn geht es Richtung Den Oever. Das uns unterwegs Nicole mit einer (allerdings deutlich neueren) Bavaria ganz souverän versegelt will ich eigentlich nicht erwähnen. Aber sie hat sich so gefreut, uns zu überholen und sie hat es wirklich gut gemacht. Ich schiebe es natürlich auf meine alten Segel und das veralterte Rigg. Und das ist noch nicht einmal von der Hand zu weisen. Bavaria hat bei der Modellpflege auch das Rigg über arbeitet. Als ich letztes Jahr eine der neuen 32er Bavarias segeln durfte, fand ich, das sie deutlich an Potential gewonnen hat.

Eine knappe Seemeile vor der Schleuse bergen wir die Segel. Wir legen am Wartesteiger vor der Brücke an. Die Carla ist schon da und wartet ebenfalls auf das Öffnen der Brücke. Ich habe aus dem Weißkohl, ein wenig Gemüsebrühe eine leckere Suppe gekocht. Noch die kläglichen Reste meiner Knoblauch-Hack-Suppe dazu. Schmeckt allen und verkürzt die Wartezeit. So sind wir gerade fertig, als das Licht an der Brücke von rot auf rot/grün wechselt. Fein, dann können wir Kaffee und Kuchen in der Schleuse servieren.

Wir legen ab und warten geduldig vor der Brücke bis die Schranken bimmeln. Dann mit Vollgas durch die Brücke (sieht der Schleusenchefe immer gerne wenn man sich beeilt) und direkt weiter zur Schleuse, dessen Licht auch schon auf grün steht. Wie es die gute Seemannschaft vorsieht, fahre ich bis ganz vorne durch. So haben die nach mir einfahrenden Schiffe genug Platz. Robert kommt mit seiner Sparrow längsseits. Ist ja immer einfacher ;-)). Am Ende kommen noch bestimmt 10 kleine Boote der Rettungswacht (alle mit ABs) in die Schleuse und machen sich (wirklich) ganz vorne im Päckchen fest. Die haben wohl einen Ausflug gemacht.

  Wir motoren bis zur WV8. Dort setzen wir Segel und nehmen Kurs auf die VZWest. Mit 3 Bft. aus SW können wir hoch am Wind die Ecke vom Vrouwezand anlegen.

Der Wind frischt wie vorhergesagt auf. Allerdings wird er nicht so stark wie angekündigt. Trotzdem reffe ich das Groß als die ersten Böen über das Wasser gehuscht kommen. Nun werden wir leider etwas zu langsam. So lasse ich für eine 1/2 Std. den Motor mit laufen. So können wir auch ein klein wenig mehr Höhe laufen. So kommen Wir auch gut an der VZWest vorbei. Da der Wind nicht stärker wird reffen wir wieder etwas aus. So machen wir auch ohne Motor 6-7 kn. Trotzdem wird es dunkel sein bis wir in der Base anlegen. So bereiten wir uns auf eine Nacht Ansteuerung von Lemmer vor. Rettungswesten haben wir schon an. Das grelle Licht vom Plotter können wir dimmen. Beim Einschalten der Kompass Beleuchtung stellen wir fest das diese nicht funktioniert. Doch die restlichen Instrumente haben Licht und so wird der Rudergänger wohl zurecht kommen. Für die Navigation heißt es nun, sich alle Tonnen mit der jeweiligen Beleuchtung einzuprägen, die wir passieren werden. Und natürlich, auf welcher Seite wir diese passieren werden. Die Fraktion der Seekarten-Navigation werden jetzt vielleicht verwundert den Kopf schütteln, aber ich trage keine Position in die Karte ein. Dafür weiss aber die Crew, welche Tonne wir gerade passiert haben und welche angesteuert wird. Diese Informationen ist genauso gut wie eine GPS-Position, die wir im Notfall auch noch von 2 Geräten ablesen könnten. Wie wir später am Abend noch erfahren werden ist es immens wichtig, das die Crew über die Position informiert ist. Und nötigenfalls auch die Rettung informieren kann, welche Tonne als letzte passiert wurde.

Wir legen noch unsere Taschenlampen bereit, damit man nach unbeleuchteten Tonnen Ausschau halten kann und so startet die spannende Ansteuerung von Lemmer. Zuerst passieren wir die beleuchtete Wetterstation auf 1/2 Weg zwischen der VZ Zuid und der VB Zuid. Jetzt sehen wir schon die VB Zuid, die lustig vor sich hin blinkt. Als nächste Tonne steuern wir die KL2 an, deren ISO 2s gut zu sehen sind. Und ich mache wieder einmal die Erfahrung, das grüne Tonnen schwerer als rote Tonnen zu finden sind. Die KL1 VL2, die natürlich grün (Q) leuchtet, machen wir erst später aus. Kurz darauf sehen wir auch schon das Richtfeuer (ISO 8s), das uns den Weg nach Lemmer weißt. Nachdem wir an der KL1 VL2 vorbei sind, ist der Wind auch weg und so bergen wir die Segel. Fender und Leinen klar machen und jetzt müssen wir nur noch die grüne Tönne mit ISO 4s an Stb. lassen und schon stehen wir vor der Hafeneinfahrt. Das letzte Anlegemanöver fahre ich wieder selber. (muss mich in Zukunft mal etwas mehr zurück nehmen. Fahre doch etliche Manöver inzwischen wieder selber). Ich brauche zwar 2 Anläufe und denke im Nachhinein "hätte man auch besser machen können", aber es passiert nix und nach ein wenig Leinenarbeit liegen wir wieder an unserem Platz. Der Lee-Pfahl am Ende vom Steg steht komisch schräg. Da hat sich wohl jemand dran ausgetobt. Ich lege noch eine 2. Vorleine nach LUV. So kann der Sturm getrost kommen. Und er kommt auch. Langsam aber stetig nimmt der Wind zu. Wir sind froh, im Hafen zu liegen

Wir genießen den letzten Anleger des Törns. Endlich gibt es den von Viktor mitgebrachten Kaviar. Auf frisch aufgebackenem Baquette mit reichlich Butter. Mmmmmmhhhh lecker! Dazu den guten Beluga Vodka, den allerdings nur Viktor stilecht aus dem Wasserglas trinkt. Schnell ist die Flasche leer und Peter's Blick wird etwas schräg.

Während Mick mit seiner Thai-Suppe anfängt, erwacht das Funkgerät zum Leben. Die Geschichte, die sich jetzt abspielt, muss ich unbedingt erzählen. Und vielleicht nutzt es ja was. So das ein Leser, der in Zukunft in eine ähnliche Situation gerät, besser vorbereitet ist.
Die Geschichte handelt von der deutschen Segelyacht, die mit 4 Seglern südlich der Insel Texel in Seenot gerät. Aber der Reihe nach. (ich höre nur die Coast Guard, aber durch die Nachfragen kann ich gut raten, was die andere Seite funkt). Die Geschichte beginnt mit einer Mayday-Meldung eben der Nordic Blue, die aufgelaufen sind und Wasser machen. Sofort schaltet sich die Coast Guard als On-Scene-Commander ein und fragt nach der genauen Position und Art des Unfalls, sowie der aktuellen Situation. Alle diese Fragen kann Nordic Blue nicht beantworten. Dazu kommt noch das Problem, das der Mensch an der Funke wohl kein oder nur wenig Englisch versteht und sprechen kann. So fragt der Funker bei der Coast Guard erstaunt, ob sich die Yacht wirklich im Hafen von Den Helder befindet (die Nordic Blue war von Borkum nach Den Helder unterwegs). Danach wird wohl gefunkt, man würde sich in der Nähe vom Hafen befinden. Worauf gefragt wird, ob man dann die große Texel-Fähre sehen würde, die gerade den Hafen Den Helder verläßt. Über eine 1/2 Std. (in meinen Augen eine 3/4 Std.) versucht die Coast Guard eine genaue Position der havarierten Yacht zu bekommen. Selbst der Skipper, der von der Coast Guard zum Funkgerät zitiert wird, gibt eine Position an, die nicht mit der aktuellen übereinstimmen kann, da es dort tief genug ist und man nicht auflaufen kann. Auf die Frage, welche Boje er zuletzt passiert hat, kann er auch keine Antwort geben.
Die Coast Guard versucht die Funkstelle der Nordic blue anzupeilen. Auch dies ist nicht einfach, da der Skipper nicht versteht, was der Funker der Coast Guard von ihm will. Inzwischen hat die Coast Guarst eine ungefähre Position und möchte, das der Skipper eine Leuchtrakete abschießt. Der nächste Satz des Funkers sagt alles "That was not a good idea". Etwas später kommt auch die Auflösung dieses Rätsels. Der Skipper hat wohl schon zu Beginn des Seenotfalls alle seine Leuchtraketen abgefeuert. Das bestärkt mich in der Aussage: Feuer Signalnotmittel erst ab, wenn der Retter in der Nähe ist und dich sucht!
Nach knapp einer Stunde steht ein Rettungskreuzer wohl in der Nähe des Havaristen, kann ihm jedoch nicht helfen, da die Nordic Blue auf dem Strand liegt. Doch weitere Hilfe ist unterwegs und die 4 Segler werden unverletzt gerettet. Für das Schiff kommt allerdings alle Hilfe zu spät. Am nächsten Morgen hat die Brandung ganze Arbeit geleistet. Von dem Schiff sind nur noch Trümmer übrig.

Über eine Sache grübel ich allerdings noch lange: Wieso ist der Skipper bei Dunkelheit und einer Sturmvorhersage durch das Molengat gefahren? Das trauen sich manche Revierkundige nur am Tag und wenn günstige Bedingungen herrschen. Außerdem wandert die Sandbank Noorderhaaks Richtung Texel und die Fahrrinne ist einer ständigen Veränderung unterworfen. Auch die Tonnen liegen nicht für ein Jahr (oder sogar mehrere) an der gleichen Position. Die Betonnung des Fahrwassers sollte schon entfernt werden. Diese Entscheidung wurde aber nach Einspruch der holländischen Wassersportvereinigung revidiert.

Während die 4 Segler im Molengat ihr Schiff verlieren, sitzen wir warm und sicher im Salon. Draußen heult der Wind und die Ursa Minor legt sich ab und zu ein wenig zur Seite. Wir sind alle froh, das wir sicher im Hafen liegen. Nein, mit der Crew der Nordic Blue möchten wir wirklich nicht tauschen.
Inzwischen hat Mick seine Thaisuppe fertig und wir lassen sie uns schmecken. Bald darauf hat auch Christian sein Curry-Huhn fertig. Wie immer schmeckt es super lecker. Als Nachtisch gibt es Zimtbirnen. Doch wir sind so satt, das der eine oder andere wirklich nicht mehr kann.

Während Peter, angeschlagen vom Vodka, in seine Koje krabbelt und 2 Min. später tief und fest schläft, sitzen wir noch lange im Salon. Wir bekommen noch Besuch von der Hanna. Mick kümmert sich rührend um Sabine. So wird ihr Glas nie leer. Stark angeheitert bugsieren wir sie später von Bord. Draußen heult inzwischen der Wind und es ist Zeit, in die Koje zu krabbeln. Natürlich nicht ohne noch schnell duschen zu gehen.

 

Sonntag, 03.11.2013 Lemmer - Viersen
W-SW3-5,sonnig, später bewölkt und Regen, 10°, 998 > 883hpa 250km/2:10h

In der Nacht hat es heftig geregnet. Und der Wind war auch nicht gerade schwach. Aber die angesagten 8-9 Bft. waren es nicht. Im Gegenteil. Heute Morgen scheint die Sonne, die Wolken haben sich verzogen. Aber windstill ist es auch nicht gerade. Das verraten die weißen Schaumkronen, die wir in der Bucht von Lemmer sehen.

Ein letztes Mal frühstücken wir. Dann fängt das Packen an. Eine Stunde später haben wir alles zusammen und sind klar zum Aufbruch. Mick und Christian wollen direkt los, der Rest hofft noch einen Kibbeling in Lemmer zu bekommen. Aber der Fischladen hat zu. Kein Wunder, ist ja heute auch Sonntag.
So geht es nach Hause. Wie auch auf der Hinfahrt ist die Rückfahrt völlig ereignislos. Nach gut 2 Std. setzt mich Peter Zuhause ab. So endet der letzte Törn in 2013. Doch wir sind uns alle einig: Nächstes Jahr sind wir wieder dabei!

 

Resümee

Dieses Jahr hatten wir nicht ganz so viel Glück mit dem Wetter. Sind zweimal kräftig nass geworden. Aber dafür war genug Wind da. Nur Samstagmorgen hat er ein wenig geschwächelt. Aber wie heißt es: "Bei viel Wind kann jeder segeln". Die Nachtansteuerung von Lemmer war sehr schön. Es ist immer wieder spannend im Dunkeln zu navigieren. Und das Grillen auf Texel hat mir super gut gefallen. Können wir gerne nächstes Jahr wiederholen.

An den 3 gesegelten Tagen haben wir immerhin 98sm zurück gelegt. Davon 64sm unter Segel (65%). Kein allzu schlechter Wert. Die 98sm haben wir in 18:22h zurück gelegt. Daher betrug unsere durchschnittliche Geschwindigkeit 5,3kn. In den 3 Tagen haben wir durchschnittlich 33sm geschafft und brauchten dafür 6:20h. Unser Motor hat insgesamt 7,0h gelaufen und damit geschätzte 23l Diesel verbraucht. Allerdings ohne die Dieselheizung. Diese muss man je Stunde auch mit 0,2 - 0,5l. Diesel kalkulieren.

 

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