Absegeln auf dem Ijsselmeer 2010

Novembersegeln

 

Auch 2010 klappt es wieder. Die Crew steht schon fest und die meisten kenne ich vom letzten Jahr. Auch das Schiff ist eine alte Bekannte. Ich bekomme wieder die Mayflower, eine Bavaria 37 cruiser.

Also hier die Daten:

Start/Zielhafen: Workum
Vercharterer: Poule Yachting
Basishafen: It's Soal, Workum
Crew: Charly, Skipper
Christoph, Christian, Mick, Peter, Carsten
Zeitraum: 4 Tage
Zeitpunkt: 29.10 - 01.11.2010
Kosten: 200 € Charter/p.Person / 100 €/Skipper
60 € Bordkasse/p.Person

hier gehts zu meinem Web-Fotoalbum

Der Törnverlauf:

Tag Name Bemerkung SM
1. Oudeschild/Texel Der Waddenzeehaven präsentiert sich wieder fast ausgestorben. Das Automatenzahlsystem ist abgeschafft. Den Sepkey für die Duschen und den Strom gibt es gegen 10 Euro Pfand beim Hafenmeister oder in der Kneipe am Fischerhafen. Das Liegegeld kassiert der Hafenmeister wieder selber. Allerdings ist er in der Nachsaison nur noch morgens im Büro. In 2 Woche wird der Hafen komplett zugemacht. Dann hat der Hafenmeister Urlaub bis zum 15. Februar 2011. 28,5 sm
2. Vlieland der neue Hafen ist jetzt fertig. Die Stege sind aber voll Mövenschxxxe. Das scheint eine echte Plage zu sein. Genau wie der Waddenzeehaven auf Texel ist er aber sehr teuer. Für 37 Füße zahlen wir locker über 30 Euro. 32,3 sm
3. Hindeloopen/Stadthafen Ich liege zum 1. Mal im Stadthafen. Man merkt, man ist wieder auf dem Festland. Hier kostet die Nacht nur 13,75 Euro. Dafür muss man aber auch weit bis zu den Duschen laufen. Die sind in der Marina. Inzwischen hat der Hafen aber auch Strom. Man muss lediglich einen Euro einwerfen. 34,3 sm
4. Workum/It Soal Base von Poule Yachting. Duschen nur mit Keycard, die man aber gegen Abgabe eines 5-Euro-Scheins aus dem Automaten beim Hafenmeister bekommt. 3,4 sm

Viel Spaß beim Lesen des Törnberichts.

Donnerstag, 28.10.2010 Viersen - Workum
270km/3:10h
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung
Workum It Soal ? ja ja Base von Poule Yachting und Sommerliegeplatz der Filou

JSM:WT13/Do06Z/SW5/6-7/1.3M/-:Do12Z/SW-W5/7/1.5M/SH:Do18Z/SW4/6/1M/-:Fr00Z/S-SW5/6/1.3M/-:Fr06Z/S5/6/1M/-:Fr12Z/S5/6-7/1.3M/-:Fr18Z/SE-S5/6/1M/-:

Ich verabschiede mich um kurz nach 12 von meinem Arbeitsplatz und sause Richtung Heimat. So habe ich noch knapp 20 Min. bis Christoph mit seinem (fast) neuen Benz vor der Tür steht. Wir schwätzen noch ein wenig, wie der Hesse sagen würde und dann geht es los. Das Gepäck ist schnell eingeladen und bis auf meine CDs vergesse ich auch nix.
Es geht erst einmal nach Kaisers. Einkaufsliste abarbeiten. Knapp 1 1/2 Stunden später sind wir fertig und rund 200 Euro ärmer. Noch schnell einen Kaffee und ein Brötchen und schon sind wir auf der A61 Richtung Venlo. Die knapp 250 km bis Lemmer sind ohne Stau. Hier biegen wir kurz links ab, besorgen 2l. Vla und genehmigen uns einen Kibbeling mit Knoflok-Sauce. Der Rest unserer Männercrew wird eh nicht vor 1/2 10 eintreffen.

Und richtig. Als wir die Mayflower sehen, ist noch alles dunkel. Christoph und meiner einer sind die ersten. Wir laden unsere Vorräte für die 3 Wochen Atlantik-Überquerung ;-) aus und als wir gerade beim verstauen sind kommt Carsten. Eine willkommene Hilfe. So geht es doch schneller.

Kurz darauf kommt Peter an. Wir fangen an, das Käsefondeu vorzubereiten. Es dauert auch nicht lange und die Mayflower neigt sich gefährlich nach BB. Mick kommt an Bord und bringt Christian mit. Damit sind wir komplett!

Ein kleines Bier (oder zwei) später steht das Fondue auf dem Tisch und wir tunken fleißig Brotstückchen in den Käse. Schmeckt ja gut. Dazu einen leckeren Weißwein und die Zeit verfliegt im Nu.
Noch einen kleinen Absacker und schnell spülen. Und ehe man es bemerkt ist auch schon Silvester vorbei. Volker und Dirk kommen noch und überzeugen mich nach einer etwas längeren Diskussion, das als Ziel morgen Oudeschild auf Texel doch besser ist als Vlieland. Ich beuge mich der Weißheit unseres Takelmeisters und so kann ich meinem Navigator die Aufgabe übertragen, eine Startzeit für den Schlag Workum nach Oudeschild festzulegen. Es kommt nach einer längeren Debatte die bekannte Regel 7 - 8 - 9 heraus.

Ich genehmige mir noch einen Bacardi-Cola und beim nächsten Blick auf die Uhr ist es schon 1/2 3. Die ersten schwächeln und bald bin ich alleine. Ich laufe noch zu den Duschen, übersehe prompt den Automaten neben den Duschen, an dem man sich eine SepCard für 5 Euro Pfand ziehen kann. So "dusche" ich mich in den Waschkabinen. Geht auch.
Als ich gegen 4 Uhr zum Schiff zurück komme, ist schon alles dunkel und ruhig. Ich schreibe noch für ein paar Minuten an meinem Törnbericht, stelle meinen Handy-Wecker und bin 10 Min. später im Land der Träume.

Freitag, 29.10.2010 Workum - Oudeschild/Texel
S4-5, bedeckt, 15° 28,5sm/5:18h
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung
Oudeschild Marina Waddenzee Euro ja, mit Sepkey (10 Euro Pfand, in der Kneipe verfügbar) ja, mit Sepkey Die Marina hat immer noch nicht auf das neue Bezahlsystem umgestellt. So ist der Automat Out of order.

JSM:WT13/Fr06Z/S5/6/1.3M/-:Fr12Z/S5/6/1M/-:Fr18Z/SE-S5/6-7/1M/-:Sa00Z/S5/7/1.3M/-:Sa06Z/S-SW5/6-7/1M/DZ:Sa12Z/S-SW4/5-6/0.7M/DZ:Sa18Z/S-SW4/5/0.7M/-:

Als mein Handy klingelt, habe ich das Gefühl, nur 5 Min. geschlafen zu haben. Aber es ist tatsächlich schon 7 Uhr. Ich schlummere noch für ein paar Minuten. Doch hilft ja nix. So quälle ich mich aus meinem Schlafsack. Draußen ist es noch dunkel. Und KALT. Aber für meine Kopfschmerzen ist es ganz gut. Ich laufe bis zu den Toiletten. Zurück am Schiff gibt es schon Frühstück mit leckerem Baquette.

Um 10 Uhr kann ich mit meiner Sicherheitseinweisung beginnen. Die geht knackig vonstatten. Eine 1/2 Stunde später habe ich das wichtigste erklärt. Also können wir ablegen. Ich bereite das Ablegen vor. Dank guter Kommunikation und Vorbereitung gelingt das Manöver sehr gut. Schon in der Hafenausfahrt setze ich Segel. Vor mir läuft die Cloud aus, die aber erst draußen ihre Genua setzt und Richtung Kornwederzand abbiegt. Wir gehen auf 240° und können den Kurs gut anlegen. 2 Stunden später stehen wir vor dem Fahrwasser nach Den Oever. Ich berge das Groß und segle nur unter Genua bis (fast) in die Schleuse. Das Licht geht auch prompt von Rot auf Rot/Grün. Prima. Wir lassen uns langsam Richtung Schleuse treiben und schon geht das Tor auf. Das Anlegen in der Schleuse bewältigen wir mit Bravour. Peter ist in allem sehr routiniert. Das gefällt. Auch die anderen machen ihren Job sehr gut. Mit dieser Crew kann man was anfangen.

Durch die Brücke sind wir natürlich auch schnell und so können wir danach an den Wartesteiger gehen. Es gibt lecker Linsensuppe mit Würstchen. Tut gut. Etwas heißes braucht der Mensch. Eine 1/2 Stunde später legen wir wieder ab und nur unter Genua geht es Richtung Texel. Das Meer ist fast spiegelglatt. Wir segeeln nur unter Genua und der Strom schiebt kräftig mit.
Wir sind schnell unterwegs und 2 Std. später stehen wir vor der Einfahrt von Oudeschild. Die Rollgenua läßt sich per Hand nicht einholen. So lege ich die Holeleine über die Winsch. Jetzt geht es. 10 Min. später biegen wir in den Waddenzeehaven ein. Leider sind die Plätze 1+2 direkt am Steg schon belegt. So gehe ich rückwärts neben die Old Salt, dem neuen Schiff von Volker. Vorher setze ich Christoph und Christian am Steg ab. Damit habe ich jemand, der meine Leinen annehmen kann. Ich circel rückwärts in die Box, die Leinen fliegen rüber und ich dampfe in die Achterleine ein. So haben wir Zeit genug, die Leinenarbeit zu machen. Eine 1/4 Stunde später bin ich zufrieden und gönne mir ein Radler. Prima.

Ich kann Christoph davon überzeugen, das wir die Bratäpfel als Dessert nehmen und recht zügig mit dem Kochen anfangen. Immerhin ist es schon 1/2 7 und ich möchte nicht zu spät essen. Es gibt Nudeln verdura und vorher Mozarella/Tomate mit frischem Basilikum.
Schnell fängt es an in der Pantry richtig gut zu riechen. Schade das ich den Geruch nicht einfangen kann. Das Essen ist so lecker wie es richt. Wir vernichten es konsequent. Volker und Dirk kommen an Bord und wollen mich überzeugen, morgen früh um 5 auszulaufen. Dann könnte man außen rum. Wir werden das diskutieren. Doch erst einmal gibt es Bratäpfel mit Vla. Man, sind die lecker.

Schnell wird gespült und bei einem Kaffee diskutieren wir über den morgigen Tag. Peter würde gerne außenrum. Der Rest ist aber fürs späte Auslaufen. Wenn man innen rum fährt, braucht man erst zwischen 10 und 11 zu starten. Nach einigem Hin und Her fassen wir den Entschluß: Innen rum. Dann haben wir morgen viel Zeit und keinen Streß.
Wir einigen uns trotzdem auf die 7 - 8 - 9 Regelung. Da kommt dann einfach kein Streß auf. Da uns die letzte Nacht noch in den Knochen steckt wird es schnell ruhig. Ich genehmige mir nur noch einen Absacker und um 11 Uhr geht das Licht aus.

Samstag, 30.10.2010 Oudeschild/Texel - Vlieland
S3-4, bedeckt, später sonnig, 16° 32,3sm/6:34h
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung
Vlieland Euro ja, inkl. ja, 50 Cent für 3 Min. der Hafen hat ja seit 2(?) Jahren neue Schwimmstege. Damit hat das Päckchenliegen ein Ende.

Um 7 bimmelt mein Handy. Ich bin ausgeschlafen und fit. Volker mit seiner Old Salt und Dirk mit der Cloud sind natürlich schon weg. Wir lassen es ruhig angehen. Es wird Bacon angebraten und ein lecker Rührei zubereitet. Wir frühstücken ausgiebig. So kann der Tag beginnen. Um 10 sind wir klar zum auslaufen. Peter bringt uns aus dem Hafen.

Im Fischereihafen gehen wir noch einmal längsseits an den Steg. Der Versuch, frische Krabben zu kaufen, scheitert jedoch. Die Krabbenkutter kommen erst um 14 Uhr. Solange können wir nicht warten. So legen wir wieder ab, motoren aus dem Hafen und setzen nach der Ausfahrt direkt Segel. Es weht ein schöner Segelwind. Mit einem schönen Südwind machen wir uns auf Richtung Vlieland. Es wird ein wunderschöner Segeltag.
Christoph macht uns leckere Schnittchen und wir bekommen eine heiße Tomatensuppe. Am Nachmittag verziehen sich die letzten Wolken und es wird richtig blau. Peter zieht seine Badehose an und springt tatsächlich ins Wasser. Hätte ich nicht gedacht. Er bleibt aber auch nur ein paar Sekunden im Wasser.

Wir können bis auf der Höhe von Vlieland segeln. Dann geht es gegen Wind und Strom. Unser Diesel springt wieder an. Pfeift auch wieder. Nur bei Vollgas geht der Alarmton aus. Kenne ich aber noch vom letzten Jahr. Ist aber dieses Jahr schlimmer. Eine 3/4 Stunde später liegen wir im Hafen fest. Alle anderen sind schon da.
Nach dem Anleger fängt es auch schon wieder schnell an, gut zu riechen. Heute gibt es Hähnchen in Sahne-Zwiebel-Soße. Dazu Basmatireis. Super lecker. Zum Nachtisch gibt es Bananenquark. Jetzt passt aber wirklich nix mehr rein. Detlef kommt vorbei und erinnert uns daran, das bei Volker auf dem Boot Party angesagt ist. Ich schicke meine Crew bis auf Christoph vor und spüle noch schnell. Doro kommt auch vorbei und wartet solange, bis wir mit dem Spülen fertig sind. Bald darauf sitzen wir bei Volker unter einem großen Cockpitzelt. Wir kuscheln uns eng aneinander, den es ist doch ganz schön frisch.

Ich schaffe es, mich recht früh zu verdünnisieren. Schnell meine Klamotten zusammen gesucht. Auch Carsten ist schon da. Kurz darauf kommen alle bis auf Christoph. Der ist wohl hängen geblieben. Ich rüste mich mit einem 50 Cent Stück aus und ab unter die Dusche. Das muss sein. Zurück auf dem Schiff kuschel ich mich schnell in meinen Schlafsack und bin 5 Min. später eingeschlafen.

Sonntag, den 31.10.2010 Vlieland - Hindeloopen
E4, bedeckt, 14° 34,3sm/6:08h
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung
Hindeloopen Stadthafen 13,75 Euro ja, 1 Euro ja, in der Marina (600m) kleiner, gemütlicher Hafen neben der großen Marina.

JSM:WT13/So06Z/E-SE3-4/4-5/0.5M/DZ:So12Z/E-SE4/5/0.5M/RN:So18Z/E-SE3-4/5/0.5M/SH:Mo00Z/E1/4/0.5M/DZ:Mo06Z/N1-2/2-3/0.5M/-:Mo12Z/N1/3-4/0.5M/DZ:Mo18Z/W-NW1/2-3/0

Als ich um kurz nach 7 aufstehe hat jemand um den Steg herum eine weiße Wand aufgebaut. Und das ganz ohne Krach. Man erkennt noch gut die Nachbarschiffe und ein Stück vom Steg. Das Ufer verschwindet aber schon in einem weißen Dunst. Also haben wir erst einmal Zeit in Ruhe zu frühstücken. Ich bekomme auch direkt Mecker von meiner Crew, das ich so früh auf bin. Hatten wir wirklich 8-9-10 und nicht 7-8-9 gesagt? Auch mein Hinweis, es wäre ja nach Sommerzeit schon 8 Uhr wird nicht gelten gelassen. Naja, aber wenn die Crew schon einmal wach ist ;-))

Wie jeden Morgen gibt es lecker Frühstück. Heute macht uns Peter Spiegeleier mit gebratenen Tomatenscheiben. Dazu lecker Schinken. Kommt wieder gut. Nach dem Aufklaren laufe ich einmal zum Strand und mache ein paar Fotos um die Stimmung einzufangen. Ich finde, eine Landschaft im Nebel immer wieder faszinierend. Auch wenn man nicht segeln kann, ist es doch schön.

So langsam lichtet sich der Nebel und die Sicht wird langsam besser. Ich frage Volker, was den für den heutigen Tag geplant ist. Genaues weiß man nicht, aber es könnte nach Hindeloopen gehen. Dann haben wir es morgen nicht mehr so weit. Es soll ja eh kein Wind mehr sein. Ich laufe zu Dirk und wir legen Hindeloopen als Tagesziel fest. Abfahrt um 1/2 11 Uhr.

Wir machen uns klar, befreien noch unser Cockpit von der Möwenscheiße, die wir uns an Bord getragen haben und dann heißt es auch schon "Leinen los!". Diesmal bin ich als Erster aus dem Hafen. Hilft mir aber nicht viel :-( Sowohl die Old Salt als auch die Cloud schnibbeln ein wenig und brauchen daher eine Wende weniger. Nur die Nilfried schnibbelt etwas weniger und so kreuzen sich unsere Kurse. Ich segel halt mal wieder hinterher. Macht aber nix. Spätestens in der Schleuse werde ich sie wieder haben ;-)

Wir erleben Segeln vom Feinsten. Ein kräftiger Wind bringt uns vorwärts. Für die erste Ecke brauche ich auch nur einen Holeschlag. Dann kann ich abfallen und so segeln wir hoch am Wind Richtung Harlingen.
Doch das Fahrwasser dreht sich immer weiter Richtung Osten und wird auch schmäler. Zuerst kreuze ich noch, aber als das Fahrwasser enger als 5 Schiffslängen wird und auch noch eine Schnellfähre von hinten aufkommt, drehe ich die Genua weg und lasse den Diesel anschmeißen.

Ich sehe vor mir die Cloud und die Old Salt noch lustig kreuzen. Dabei reizen beide das Fahrwasser mehr als komplett aus. Mir wird immer komisch, wenn ich den Tonnenstrich verlasse. Auch wenn die Seekarte anzeigt, das ich noch ein paar Meter segeln kann, bevor es flach wird.
Als ich bis auf ein paar Bootslängen heran bin, streicht zuerst Dirk mit der Cloud die Segel. Minuten später flattert auch die Genua von Volker und wird immer kleiner. So fahren wir alle 3 unter Motor Richtung Harlingen.

An der Einmündung vom Fahrwasser nach Kornwederzand kommen die Genuas wieder raus und der Motor verstummt. Was folgt ist wieder ein wundervolles Segeln. Der Wind ist etwas schwächer geworden. Wir segeln bis kurz vor der Schleuse. Dann wickel ich die Segel ein und unter Motor geht es in den Schleusenhafen.
Ich habe der Crew gerade gezeigt, wie man sich mit dem Heck an einem Pfahl in den Wind legt, als die Lichter an der Brücke auf rot/grün springen. Bald darauf fängt die Brücke auch an zu drehen. Ich lege ab und schon geht es mit Vollgas auf die linke Öffnung der Brücke zu. Diesmal habe ich aufgepasst. Der Brückenwärter hat beide Durchfahrten auf Grün gestellt. Also kommen keine Schiffe raus.

Ich reihe mich mit langsamer Fahrt in die Schlange ein. Das Anlegemanöver gelingt Dank sorgfältiger Einweisung der Crew hervorragend. So liegen wir sauber an der LUV-Wand.
Schnell fällt das Wasser und die Ampel vor mir wird grün. Ich warte, bis mein Nachbar Fahrt aufgenommen hat. Jetzt einfach die Leinen los, einen Moment warten und nach vorne fahren. So entspannend kann Schleusen sein.

Nach der Schleuse machen wir im Wartebereich der Schleuse erst einmal längsseits fest. Die Cloud und die Old Salt kommen aus der Nachbarschleuse und nehmen direkt Fahrt auf. Wir genießen aber erst einmal eine warme Nudel/Tomatensuppe.
Wir sind noch nicht ganz fertig als ein Arbeitsboot kommt und uns weg jagt. Leider dürfen wir hier nicht liegen. Egal, mit dem Essen sind wir eh fertig und außerdem wollen wir noch im Hellen ankommen. Also "Leinen los" und schon kommt das Segel hoch. 5 Min. später gleiten wir unter Segel in die Abenddämmerung. Romantisch, oder nicht?

Leider kann ich die nötige Höhe nicht laufen. So laß ich die Mayflower "Voll und bei" laufen und kurz vor der Ansteuerungstonne H2W1 packe ich die Segel zum letzten Mal weg. Schnell sind die Fender ausgebracht und die Leinen klar. Ich steuere die letzten Meter bis zum Hafen. Freundlicherweiße haben die anderen Schiffe mir noch eine Box freigelassen. So lege ich nur ein wenig Ruder, kuppel aus und laße die Mayflower langsam in die Box gleiten. Die Achterleinen kommen über und schon liege ich fest. Noch die Fender raus, Strom legen und schon kann ich meinen Anleger genießen. Dazu gibt es die Käseplatte. Ganz großes Kino. Der Wind ist weg, die Luft angenehm warm. Da stört es auch nicht, das es dunkel wird. Meine Crew sitzt noch lange im Cockpit und genießt den letzten Tag.

Peter und ich haben während der Fahrt schon vorgeschnibbelt und so verbreitet sich bald wieder ein himmlicher Duft in der Kombüse. Heute gibt es Kartoffeleintopf mit Gehacktem. Das Ergebnis überzeugt. Wir verpützen alles bis auf den letzten Krümel.

Aber halt, was ist das? Mein Proviantmeister meldet, das gerade das letzte Bier ausgegeben wurde! Und das an einem Sonntagabend in diesem gottverlassenem Nest! Ich stürze direkt zum Funkgerät und setzte ein PAN PAN PAN ab. MAYFLOWER IS RUNNING OUT OF BEER. Der Notruf wird von der Cloud empfangen und wie es unter Seglern ja selbstverständlich sein sollte, kommen sie uns zur Hilfe und für 5 Euro wird eine Palette Heineken rüber gereicht. Dann kann der Abend ja weiter gehen.
Heute gibt es die zweite Portion Bratäpfel. Danach sind wir alle so pappsatt, das sich keiner mehr Richtig bewegen kann. Also verzichten wir darauf, die Kneipe zu besuchen. Die haben sowieso schon die Stühle hoch gestellt. Ich mache mich zusammen mit Christoph und Christian auf den langen Weg zu den Duschen. Ah, tut das gut. Zurück zum Schiff wird es schnell ruhig.

Montag, 01.11.2010 Hindeloopen - Workum
Flaute, Nebel, 13° 3,4sm/1:10h
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung
Workum It Soal ?? Euro ja ja, mit KeyCard, Automat beim Hafenmeister, 5 Euro Pfand Um die KeyCard zu bekommen, muss man einen 5-Euro-Schein haben. Sonst gibt das nix.

JSM:WT13/Mo06Z/NE2-3/3-4/0.5M/DZ:Mo12Z/N2-3/3-4/0.5M/DZ:Mo18Z/S-SW1-2/3-4/0.5M/-:Di00Z/S-SW3/4/0.5M/DZ:Di06Z/S-SW4-5/5/1M/-:Di12Z/SW5/7/1.5M/RN:Di18Z/SW5/6-7/1.

Am nächsten Morgen stehen schon wieder die weißen Wände um uns herum. Außerdem ist kein Wind und der Wetterfunk sagt auch Flaute voraus. So nutzen wir die Zeit und frühstücken wieder ausgiebig. Peter bereitet uns Spiegeleier mit gebratenen Tomatenscheiben zu. Habe ich diesen Sommer auf einem Kykladentörn kennen gelernt. Ist wirklich lecker.

Nach dem Aufklaren macht sich meine Crew auf, Hindeloopen zu erkunden. Ich bleibe auf dem Schiff, packe schon einmal meine Sachen, schreibe ein wenig an meinem Törnbericht und schon kommt meine Crew wieder zurück. So groß ist Hindeloopen ja auch nicht.
Ich schlage vor, das wir ein wenig Hafenmanöver üben. Finden alle gut und so kreiseln wir ein wenig durch den Hafen. Ablegen, Drehen auf dem Teller, Boxengasse rein und wieder raus und auch längsseits gehen wird geübt. Schnell vergeht die Zeit und als alle bis auf Christian, der dankend verzichtet, einmal geübt haben ist es auch schon Zeit, in die Base zurück zu kehren. Wir nehmen Kurs auf Workum. Ist ja nicht so weit. Unterwegs schmeißen wir noch ein paar Liter Wasser übers Deck und schrubben ein wenig. Wollen ja kein dreckiges Boot abgeben.

Dann ist es soweit. Wir legen zum vorletzten Mal an der Tanke in It Soal an. Wir tanken für 28l. (32 Euro). Das ist ok. Immerhin hat die Heizung oft gelaufen. Wir räumen schon unsere Taschen und auch die restlichen Vorräte aus und dann heißt es zum letzten Mal "Leinen los". 5 Min. später liegt die Mayflower wieder sicher in ihrer Box. Wir haben sogar noch Bier für einen Anleger. Die meisten verzichten, da sie ja noch Autofahren müssen. Christian verabschiedet sich, er muss noch einiges für den morgigen Arbeitstag vorbereiten und ist froh, etwas früher weg zu kommen.
Schnell erledige ich noch den Checkout. Es gibt nicht viel zu berichten. Das Problem mit dem Alarm am Motor kennt Henneböhl schon und sonst ist ja nix passiert.
Eine 1/4 Stunde später sind wir auf dem Weg nach Lemmer. Wir halten noch kurz an und gönnen uns den obligatorischen Kibbeling in Lemmer. Dann steigt jeder in sein Auto und auch Christoph und meinereiner machen sich auf nach Hause. 2 Stunden später setzt mich Christoph nach einer ereignislosen Fahrt zu Hause ab. So endet mein letzter Törn für 2010.

Resümee

Auch dieser Törn war wieder super schön. Wieder haben Wind und Wetter gepasst. Und wir haben 95 sm geschafft. Und davon nur 14 unter Motor. Das ist ein super Wert. Die Crew war auch wieder klasse. Und das Highlight war wieder unsere Verpflegung. Christoph hat sich wieder selbst übertroffen. Wir sind alle bestimmt 2 kn schwerer nach Hause gefahren. Wenn ich an die Bratäpfel denke oder die von Mick selbstgemachte Marmelade läuft mir immer noch das Wasser im Mund zusammen.

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