Überführungstörn Filou 2008

 

Unser Clubschiff Filou

 

In der Flaschenpost sollte ein Hinweis auf den im April anstehenden Überführungstörn der Filou von Strijensas nach Workum veröffentlich werden.

Eine kurze E-Mail an Günter brachte die Erkenntnis, das die Nutzungsgebühr stark reduziert wird und noch kein Skipper für die Tour gefunden wurde. So habe ich nach der Rückfrage bei meinem Arbeitgeger kurzentschlossen zugesagt. So werde ich vom 11.04. - 18.04.2008 die Filou von Strijensas nach Workum bringen. Entweder "Innen" rum oder über die Nordsee, je nachdem wie das Wetter ist. Bisher habe ich noch keine Crew, aber die wird sich sicherlich finden. Die 1. Idee, den Törn mit meiner Frau zu machen, scheiterte an den zu erwartenden Temperaturen Mitte April. So verkürzt sich meine segelfreie Zeit nochmals um eine Woche.

Hier die vorläufigen Daten.

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Crew: Charly, Skipper
Gerd, Co-Skipper
Norbert, Crew
Starthafen: Strijensas
Zielhafen: Workum
Schiff: Filou
Schiffstyp Bavaria 35H
Eigner KSC-Kaarst
Zeitraum: 1 Woche
Zeitpunkt: 11.04.2008 - 18.04.2008
Törnkosten 400 € Nutzungsgebühr die Woche zzgl. Bordkasse

Hier mein Web-Fotoalbum mit schönen Bildern vom Törn

 

Freitag,11.04.2008 Viersen - Strijensas
,SW1-3, sonnig 10° 0,0sm/0:00h

Hafen Name Liegegeld Strom Duschen
Strijensas keine Angabe, da Winterliegeplatz der Filou 50 Cent 1 Euro 7 Min.
man kann das Wasser für 2 Min. stoppen, dann springt
es automatisch auf 0

Gerd und Norbert stehen schon um 1/2 10 Uhr vor der Tür. Ich frühstücke noch schnell zu Ende und dann laden wir das Gepäck der beiden in meinen Astra und um 1/4 nach 10 sind wir auf der Bahn Richtung Strijensas.

Ersatzreifen ist drauf

Wir sind noch nicht ganz aus Venlo raus als mein Wagen auf einmal recht laut wird. Ich fahre rechts ran und schnell können wir einen platten Reifen als Ursache feststellen. Der Törn fängt ja gut an! Der Reifen läßt sich ohne größere Probleme wechseln, doch jetzt hören wir beim Fahren ein schleifendes Geräusch. Also im Schneckentempo die nächste Ausfahrt und zur Tankstelle. Die ist gottseidank nicht weit. Aber selbst die fehlende Luft in den Reifen ersetzen bringt nicht den gewünschten Erfolg. So rolle ich bis zur nächsten Werkstatt, die auch nur ein paar Meter weiter ist. Dort stellt der Meister höchstpersönlich meine Radmuttern, die zu lang sind, als Ursache fest.

Da ich aber schlecht die nächsten 400 km mit dem Ersatzreifen fahren kann, frage ich kurzentschlossen nach 2 neuen Reifen. Für knapp 190 Euro bekomme ich 2 neue Pirelli montiert. Eine Stunde später ist alles wieder in Ordnung und wir können weiter.

Die Bewölkung nimmt immer weiter ab und als wir in Strijensas ankommen, scheint die Sonne vom fast blauen Himmel. Nur Wind gibt es nicht viel. Aber wir wollen es eh ruhig angehen lassen und so laden wir erst einmal unser Gepäck ins Schiff und fahren anschließend nach Strijen, Bier und Wasser kaufen. Natürlich wandern wir bei dem schönen Wetter auch durch den netten Ort und gönnen uns an der Fischbude eine Portion Kibbeling mit leckerer Knoblauchsoße.

Zurück am Schiff verstauen wir unsere Klamotten und richten unsere Kabinen etwas wohnlich her. Dann probieren wir den Merlo von Kaisers. Sehr praktisch im Beutel. Schmeckt sogar ganz gut.

Es ist schon 8 Uhr als ich endlich mit dem Kochen anfange. Es gibt Kartoffelgratin mit frischer Bratwurst. Es schmeckt allen und ausnahmsweise spüle ich heute auch. So lassen wir den Tag mit einem guten Wein ausklingen.

Wir vernichten die 1,5l und noch eine weitere Flasche. Auch der Minttu muss probiert werden. Es ist schon weit nach Mitternacht, als wir den Tag beenden. Ich schreibe noch schnell meinen Törnbericht und dann verschwinde ich auch ins Land der Träume.

Samstag,12.04.2008 Strijensas - Dordrecht
,SW4-5, bedeckt 10° 8,5sm/2:09h

Hafen Name Liegegeld Strom Duschen
Dordrecht KDZR 15 Euro inkl. 50 Cent, Note 2
20 Euro Pfand für elektr. Toröffner

dicker Pott

Ich quäle mich um 1/2 8 aus der Koje. War doch viel Wein gestern. Und kalt ist es auch noch. Gottseidank hat Norbert schon die Heizung an. Die bollert heftig und so herrschen bald im Schiff wieder annehmbare Temperaturen. Nur raus möchte ich eigentlich nicht. Hilft aber alles nix. So mummel ich mich in meine Vleecejacke und stampfe nach vorne zum Duschen.

Kurz nach 9 sitzen wir alle am Frühstücksttisch. Es gibt lecker aufgebackene Brötchen, dazu ein Ei. Geht uns doch gut. Schnell ist es 11 Uhr. Jetzt wollen wir aber los. Erst noch die Sicherheitseinweisung und dann kommt endlich wieder der Befehl: "Leinen los". Und man merkt, es ist das 1. Ablegen in der neuen Saison. Ich vergesse prompt die Fender an Deck zu nehmen und bleibe mit den beiden am Leepfahl hängen. Ärgerlich.

Bereits in der Ausfahrt haben wir, ohne auch nur ein Stück Segel zu setzen fast 15 Grad Lage. Da ich keine Lust habe, am ersten Tag zu kreuzen und das auch noch bei 5-6 Windstärken, fahre ich Richtung Dordsche Kil und damit steht fest, wir machen die Tour innen rum. Ich lasse die Fock setzen und so können wir mit achterlichem Wind und 6 kn Richtung Dordrecht segeln. Der Wind lässt etwas nach, aber es sind nur knapp 9 sm bis Dordrecht.

So stehen wir bald vor der großen Spoorbrug und warten auf die nächste Öffnung. Die Brücke geht jede Stunde um 16 Minuten nach auf. So warten wir knapp eine 1/2 Stunde mit dem Heck zum Wind. Dann geht die Brücke hoch und eine 1/4 Stunde später liegen wir vor der Engelburgerbrug. Ich funke die Brücke auf VHF 74 an und die nette Stimme in der Funke sagt mir, das sie die Brücke sofort heben kann. Eine Minute später klingeln auch schon die Schranken und wir fahren in den KDZR.

Filou im KDZR Hafen

Der Hafenmeister erzählt uns, das wir bis Montag bleiben müssen, da alle Brücken in Dordrecht am Sonntag (Wechsel von Winter- auf Sommerzeit) nicht bedient werden. Nach kurzer Beratung beschliessen wir, uns den Hafentag zu gönnen und legen uns an den Steg. Jetzt habe ich richtig Durst und so schmeckt das 1. Anleger der Saison besonders gut.

Es werden doch wieder 2 und dann aktualisiere ich mein Logbuch. Wir wollen noch das schöne Wetter ausnutzen und gehen in die Stadt. Nach einem ausgedehnten Spaziergang setzen wir uns auf ein Bier ins Cafe am Wasser. Eine dunkle Wolke bringt eine heftige Regenschauer vorbei. Wir warten bis die Schauer vorbei ist und wandern dann langsam zum Schiff zurück.

Filou nach einer Hagelschauer

Auf dem Schiff liegt eine dünne Eisschicht aus Hagelkörner.
Schnell verbreitet die Heizung eine wohlige Wärme. Ich mache das Hähnchenblech mit Rosmarinkartoffeln. Ist einfach, geht von der Zubereitung schnell und schmeckt gut. Vorher gönnen wir uns noch einen kleine gemischten Salat mit Eisbergsalat, Gurke, Tomate. Ein wenig Schafskäse und Oliven wandern mit auf den Teller. Dazu noch eine Peperoni. Fehlt nur noch das warme Baquette, was ich leider vergessen habe.

Die Kartoffeln wollen einfach nicht gar werden, aber es schmeckt trotzdem gut. Wir schaffen das ganze Blech und genießen dazu den sizilianischen Cabaret Sauvignon von Kaisers. Einen guten Wein habe ich da gefunden. Ein Schlückchen Minttu, dem Schnaps zum Nippen, darf natürlich auch nicht fehlen. So reden wir wieder über Gott und die Welt. Doch heute haben wir die Bettschwere schon kurz vor Neujahr erreicht und bald darauf hört man im Schiff nur noch leise Schnarchtöne.

Sonntag,13.04.2008 Dordrecht - Dordrecht
,SW, bedeckt 10° 0,0sm/0:00h

Hafen Name Liegegeld Strom Duschen
siehe Vortag

Heute werde ich wie gewohnt um 1/2 7 wach. Das ist viel zu früh. Um 8 Uhr treibt mich meine Blase zur Toilette. Auf dem Rückweg zu meinem Schlafsack schalte ich schnell die Heizung ein. Die Temperaturen sind wirklich klar im einstelligen Bereich. Dann befördere ich mich wieder ins Land der Träume.

Um kurz vor 10 Uhr wird es im Schiff unruhig. Ich schütte einen Kaffee auf und genieße es, einfach wieder auf einem Schiff zu sein. Heute haben wir keine Hektik, den vor Morgen früh 8 Uhr hebt sich die Engelburgerbrug nicht. So können wir es ruhig angehen lassen. Wir genießen ein ausgedehntes Frühstück, wieder mit lecker aufgebackenen Brötchen. Nach dem Aufklaren setzen wir uns etwas in die Sonne, die inzwischen immer öfter zwischen den Wolken blicken läßt.

Der Blick in den Almanak bringt für die Planung des morgigen Tages die Erkenntnis, das für die Niederländer immer noch Winter ist und die Saison nicht begonnen hat. Erst ab dem 16. April werden die Brückenöffnungszeiten auf Sommer umgestellt. So wird die große Spoorbrug bei Gouda nur 2x am Tag geöffnet. Um 5.59 und 21.12 Uhr. Das erste Mal also viel zu früh und das 2. Mal leider eine Stunde zu spät. Es sind noch knapp 20 sm von Gouda bis zur Nieuwe Meersluis vor Amsterdam. Das schafft man leider nicht bis Mitternacht. So beschließen wir, den morgigen Tag ruhig angehen zu lassen und die Brückenöffnung um 21.12 Uhr bei Gouda noch mitzunehmen. Danach wollen wir uns für die Nacht an einen Steiger legen.

Pieter Boele

Nachdem das geklärt ist, gehen wir bei herlichstem Wetter durch Dordrecht spazieren. Der Ort ist wirklich schön und so kehren wir in einem kleinen Cafe ein, genießen die Sonne und trinken einen Kaffee. Danach gehen wir über zu einem Sneuwitje. Als eine große dunkle Wolke die Sonne verdeckt, wird es direkt wieder frisch und wir traben zurück zum Schiff. Auf den letzten 5m bekommen wir noch die ersten Tropfen ab, dann regnet es richtig los. Wir setzen noch einen Tee auf und plündern unsere Kuchenvorräte. Nachdem die Wolke und damit auch der Regen vorbei ist, schnappen wir uns Schrubber, Schlauch und das Reinigungsmittel und säubern einmal das gesamté Schiff. Vor allem das Cockpit hat es nötig, da wir es letzte Woche nicht mehr geschafft hatten.

Die Reinigungsaktion wird durch die eine oder andere Regenschauer unterbrochen. Um 7 Uhr sind wir fertig und ich fange mit dem Kochen an. Doch zuerst klären wir die Weinfrage. Wir entscheiden uns für die 1.5l Merlot im Schlauch, die uns am 1. Tag auch gut geschmeckt haben.

Heute gibt es Hähnchenbrustfilet mit Gemüsenudeln. Alle werden wieder satt und loben meine Kochkünste. Das freut einem.

Nach dem Aufklaren sitzen wir noch nett zusammen und heute gehe ich etwas früher in die Koje. Auch dem Minttu spreche ich nicht zu sehr zu, den morgen möchte ich fit sein.

Montag,14.04.2008 Dordrecht - Schiphol
,NW1-2, bedeckt 10° 42,8sm/9:22h

Hafen Name Liegegeld Strom Duschen
- - - - -

Ich werde schon um 1/2 7 wach und schicke meinem Spatz eine Guten-Morgen-SMS. Um kurz nach 7 halte ich es im Bett nicht mehr aus und stehe auf. Auch Gerd ist schon wach. Schnell die Heizung hoch gedreht und einen Kaffee gekocht.

Gerd verschwindet Richtung Dusche und ich schreibe meinen Törnbericht. Eine 1/2 Stunde später kommt auch Norbert aus seiner Koje gekrabbelt. Das sieht ja nach einem pünktlichen Start aus. Wir wollen um 10 Uhr los. Aber erst einmal duschen und dann lecker frühstücken.

Ich sage der Brückenbedienung über VHF 74 Bescheid, das wir um 10 Uhr den Hafen verlassen wollen und pünktlich um 2 vor 10 lassen wir den Motor an. Gerd bringt uns vom Steg weg, die Brücke schaltet von rot auf rot-grün und dann geht sie auch schon hoch. Wir verlassen den schönen Hafen und fahren Richtung Gouda.

Gerd meistert jede Brücke

Die ersten Brücken sind noch etwas ungewohnt, aber mit jeder weiteren Brücke wird man sicherer. So passieren wir eine Brücke nach der anderen, bis wir vor der großen Brücke in Gouda stehen. Laut Almanak sollte hier erstmal Schluß sein. Den die Umstellung zur Sommersaison sollte eigentlich erst am 18. April erfolgen und demnach die Brücke erst um 21.13 Uhr aufgehen. Umso erstaunter bin ich, als Gerd mir eine Hinweistafel mit der Öffnungszeit zeigt. Laut dieser hebt sich die Brücke bereits um 16.13 Uhr. Wir haben jetzt kurz nach 3, also nur eine Stunde warten. Das ist sehr gut, da kommen wir ja doch pünktlich bis zur Nieuwemeersluis.

Wir lassen Brücke nach Brücke hinter uns und wechseln uns ab. Die Nase wird im Fahrtwind schon mal etwas kalt. Kurz hinter Alphen aan de Rijn öffnet sich der Kanal zu einem kleinen See. Da der Wind hier ausnahmsweise einmal nicht von vorne kommt, setzen wir doch flink die Segel. 5 Min. später ziehen wir unter voller Besegelung an den roten Tonnen vorbei. Ach, ist Segeln doch schön.

Allzu schnell sind wir auf der anderen Seite und da heißt es wieder motoren. Das neue Groß ist wirklich schön zu bergen. Einfach Lazy-Jacks wieder spannen, Großfall lösen und 1 Minute später liegt es recht ordentlich auf dem Baum. Das Einpacken in den Segelsack ist etwas mühsam, geht aber auch.

Gerd

Langsam wird es dunkel und wir schalten unsere Beleuchtung ein. Inzwischen hat der Wind ganz nachgelassen und es hat etwas, langsam auf dem spiegelglatten Kanal zu fahren.
Als neben uns die Lichter von Schiphol auftauchen, ist die Reise auf einmal doch zu Ende. Die letzte Brücke vor der großen Autobahnbrücke bei Schiphol hat zwar kein Doppelt-Rot stehen, aber er erzählt uns etwas davon, das heute die Nachtfahrt durch Amsterdam nicht möglich ist. So machen wir am Steiger vor der Brücke fest. Schade, damit kommen wir die Nacht doch nicht durch Amsterdam. Ich lese noch einmal aufmerksam den Almanak und siehe da, am Montag, Samstag und Sonntag gibt es keine Nachtfahrt durch Amsterdam. Vielleicht hat er uns deshalb nicht weitergelassen. Wir setzen uns nach unten und genießen einen Anleger. Mann, schmeckt der nach so einem langen Tag gut.

Ich mache unsere Koteletts mit den Gemüsenudeln von gestern. Bald sind wir alle pappsatt und vernichten die letzten Weinvorräte. Dann nippe ich und Norbert noch einmal kurz am Minttu. Doch nach über 12 Stunden unterwegs ist man einfach zu platt und so kippen wir einer nach dem anderen um und krabbeln in die Kojen.

Dienstag,15.04.2008 Schiphol - Sixhaven
,NW2-3, bedeckt 10° 36,7sm/10:45h

Hafen Name Liegegeld Strom Duschen
Amsterdam Sixhaven 15 Euro inkl. 50 Cent, Note 3
Duschmünzen beim Hafenmeister

Ich werde durch das leise trommeln des Regens aufs Schiff wach. So ein Mist. Braucht kein Mensch. Ich stehe trotzdem auf und koche Kaffee. Gerd fragt von seiner Koje aus, ob es sich lohnt, aufzustehen. Als ich dies verneine, versinkt er für kurze Zeit wieder ins Land der Träume. Ich arbeite an meinem Törnbericht und gegen 9 Uhr kommt der Rest meiner Crew aus den Kojen gekrabbelt. Der Regen hört auch auf und so setzen wir den gestern gefassten Beschluß um und fahren über Haarlem nach Amsterdam. Ich habe zwar die Route nicht gespeichert und bin vor über 20 Jahren die Strecke nur einmal gefahren, aber ich werde sie hoffentlich wiederfinden.

hier gehts nach Haarlem

Doch zuerst geht es ein Stück auf der gestern gefahrenen Strecke zurück. An der Abzweigung in Wetering geht es durch die erste von vielen unbekannten Brücken. Als ich schon gerade anhalten und uns eine Seekarte kaufen will, finden wir einen Hinweis auf Haarlem. So folgen wir einem Berufsschiff Richtung Haarlem. Dort verfahren wir uns tatsächlich und geraten in einen Nebenarm, der für uns viel zu flach ist. Ein freundlicher Holländer macht uns darauf aufmerksam und so tuckere ich die 500m zurück. Dann geht es durch ein paar Brücken bis wir auf eine mit Doppelt-Rot treffen. Was jetzt? Weit und breit keiner zu sehen, der uns helfen könnte. So wandern wir durch Haarlem, eine wirklich schöne Stadt. Das Havenkantoor ist, wie wir auch nachher sehen, am anderen Ende der Stadt. So maschieren wir los. Ich frage in einem Cafe, wie das hier so geht, aber die nette Dame kann mir auch nicht genau weiterhelfen. So maschieren wir weiter und kurz vor Ende der Stadt frage ich einen netten Holländer. Der erklärt mir, das das Havenkantoor natürlich schon geschlossen hat. Und er erklärt mir, das man um 18.00 Uhr durch die Stadt fahren kann. Da es schon 1/2 6 sind, beeilen wir uns zum Schiff zurück zu kommen. Um 5 vor 6 sind wir an Bord und machen uns klar zum weiterfahren. 18 Uhr kommt und geht, nix passiert. Um 10 nach kommt ein netter Mensch mit einem Roller an und fragt uns, ob wir durch die Stadt fahren wollen. Wir zahlen 8,70 Euro und dafür macht er uns insgesamt 7 Brücken auf. 2 Brücken hatten wir ja schon passiert.

Als wir Haarlem verlassen, sehen wir auch den Havenkantoor. Der liegt wirklich am Ende der Stadt. Da hätten wir noch ein ganzes Stück weiterlaufen müssen.

Als vorletztes kommt noch eine Doppelbrücke. Nachdem der Eisenbahnteil geöffnet wurde und man durchgefahren ist, findet man sich in einem kleinen Becken wieder und muss auf die Öffnung des 2. Teils warten. Bei viel Wind ist das bestimmt auch nicht lustig, auf so einer kleinen Fläche zu kreiseln. Und das ja evtl. mit mehreren Schiffen. Es ist da noch enger als bei der Durchfahrt von Amsterdam vor der lezten grossen Spoorbrug. Da hat man auch nicht viel Platz.

letzte Brücke vor dem Nordzeekanal

Wir kommen auf einen kleinen See und sehen vor uns nur eine Schleuse. Da muss es weitergehen. Wir navigieren ja seit wir die Route nach Amsterdam verlassen haben, mit einem Aral-Straßenatlas von 1975. Auch nicht einfach.
Für 2,50 Euro läßt uns der Schleusenmeister passieren. Als wir die Schleuse verlassen, sehen wir eine große Autobahnbrücke mit Doppel-Rot. Werden wir hier wieder nicht weiterkommen? Doch nachdem wir näher gekommen sind, wechselt die Brücke von Doppelt-Rot auf Einfach-Rot und bald darauf auf Rot-Grün. Es dauert jedoch einige Zeit bis die Schranken sich senken und wir weiter können. Jetzt fahren wir auf einem schönen Kanal weiter und nur noch eine Brücke trennt uns vom Nordzeekanal. Diese läßt uns besonders lange warten und dann biegen wir endlich ab. Jetzt sind wir noch gut eine Stunde vom Sixhafen weg. Hinter uns geht die Sonne unter und wir machen unsere Beleuchtung an.

Filou im Sixhaven

Gut das ich die Strecke ab hier wieder kenne und wir auch wieder aktuelle Seekarten haben. So finden wir den Weg ohne Probleme. Nur die vollbeladenen Frachter sind bei den vielen Lichtern, die am Ufer stehen, oft sehr schwer in der Dunkelheit auszumachen. Aber wir versenken keinen und bald stehe ich vor der Einfahrt vom Sixhaven. Da ich weiß, wie eng der Hafen ist, lasse ich alles vorbereiten und dann schiebe ich mich langsam durch die Einfahrt. Ich nehme die erste freie Box und lege mich rückwärts an den Steg. Noch ein wenig Leinenarbeit und wir können unseren Anlieger genießen.

Wir machen uns noch stadtfein und nutzen den kostenlosen Fährservice in die Stadt. So stehen wir eine 1/4 Stunde später vor der Centraal Station und staunen über die vielen Menschen, die hier hektisch hin und her wuseln.

Wir schlendern ein wenig durch die Stadt und kommen auch am Rotlichtviertel vorbei. Hier sitzen ja die leichten Mädchen recht freizügig hinter Fenstern und werben um Freier. Aber wie geht der Spruch in der Krombacher-Werbung: Nur gucken, nicht anfassen! So machen wir das auch und gehen in eine der vielen Dönerbuden noch eine Kleinigkeit essen. Für insgesamt 40 Euro bekommen wir 3 große Portionen Döner mit Chips, wie der Verkäufer seine Pommes nennt. 3 Amstel-Bier passen auch noch dazu und so können wir uns gestärkt auf den Rückweg machen. Die Fähre bringt uns wieder in 5 Min. sicher über den Kanal und 10 Min. später sind wir wieder am Schiff. Noch einen Absacker, dann ist auch schon wieder Silvester vorbei und wir fallen total fertig in die Koje.

Mittwoch,16.04.2008 Sixhaven - Edam
,NE4-5, sonnig, 12° 22,8sm/6:40h

Hafen Name Liegegeld Strom Duschen
Edam - 13,25 Euro 50 Cent 3 Münzen für 2 Euro, Note 2
San. Gebäude auf Campingplatz

Wir haben etwas Zeit und so stehen wir auch etwas später auf. Norbert, als Verwalter unserer Bordkasse, sucht den Hafenmeister und besorgt auch die notwendigen Duschmünzen. Kurz nach 10 sitzen wir wieder beim Frühstück. Anschließend geht es in die Stadt zum Einkaufen. Wir schleppen 2 schwere Rucksäcke heim. Jetzt haben wir wieder genug zu essen und zu trinken. Um 1 Uhr sind wir startklar und legen ab. Das Ablegemanöver klappt nicht perfekt, aber ich komme ohne Schrammen und Beulen aus der Box. Aber wieder etwas gelernt. Und darauf kommt es an.

Wir motoren bis zur Oranjesluis und nachdem wir dort am Wartesteiger fest gemacht haben, schaltet der freundliche Schleusenwärter doch noch einmal die Lichter von Rot auf Grün. So machen wir direkt wieder los und liegen 5 Min. später in der Schleuse. Die nächste Brücke geht beim näherkommen direkt auf Rot-Grün und dann auf Grün. So können wir ohne Warten weiterfahren.

Jetzt ist es Zeit zum Segeln. Wir setzen Groß und Fock und kreuzen lustig Richtung Markermeer. Bald haben wir die P12 passiert und können jetzt etwas größere Schläge machen.

Als der Wind etwas auffrischt kann ich die Filou nicht mehr halten und produziere 2 x hintereinander einen Sonnenschuß. Das heißt Reffen. Wir ziehen das 1. Reff ein und dann geht es weiter. So ist schon viel besser. Inzwischen ist überall blauer Himmel und wir genießen das Segeln.

So ganz können wir den Kurs nach Edam nicht anlegen. Als ich vor der Einfahrt von Volendam stehe, will ich die Segel bergen. Doch die Furlex bewegt sich keinen Millimeter. Hat sich total verklemmt und an ein Aufrollen des Segels ist nicht zu denken. So bergen wir es konventionell. Müßen wir uns im Hafen anschauen.

Schnell ist auch das Groß geborgen und wir motoren Richtung Edam. In der Einfahrt verbeugt sich die Filou einmal kurz. Ist die Einfahrt doch nicht überall 2m tief. Doch im Hafen selber ist es 2.3m. Wir legen uns direkt gegenüber der Einfahrt vom Campingplatz. Ist der Weg zu den Duschen erfreulich kurz.

Ich koche schnell die Spaghetti und mache eine leckere Bolognesesoße dazu. Als wir am Essenstisch sitzen ist es auch schon wieder 10 Uhr durch und bei einem leckeren Schluck Rotwein lassen wir uns das Essen schmecken.

Heute verschwinden wir alle recht schnell im Bett. Segeln macht müde. Also noch aufgeklart, einen Absacker und schon erfüllen leise Schnarchtöne das Schiff.

Donnerstag,17.04.2008 Edam - Medemblik
,N3, später Flaute, sonnig, 15° 26,4sm/7:10h

Hafen Name Liegegeld Strom Duschen
Medemblik Pekelharingshaven 15,25 Euro inkl. 1 Euro, Note 2

Reparatur der Furlex

Der Tag beginnt wieder mit einem Kaffee. Schnell duschen und frühstücken, den wir müsen vor dem Ablegen noch die Furlex reparieren. Wir sind auch schnell erfolgreich und um 1/2 12 ist das Vorsegel wieder ums Vorstag gewickelt. Ich schreibe noch meinen Törnbericht und dann geht es weiter. Inzwischen scheint die Sonne, aber der Wind kommt aus der falschen Richtung. Oder wir fahren in die Falsche. Kann man so oder so sehen. Die Strecke bis nach Enkhuizen motoren wir. Allerdings ist hier im Markermeer nicht viel Welle und so geht es ganz gut vorwärts. Ziel für heute Abend ist Medemblik.

Schnell erreichen wir Enkhuizen und können auch direkt schleusen. Ich zeige den beiden noch den Stadthafen. Dort wird zur Zeit wieder gearbeitet. 2 riesige Schutten liegen neben der Einfahrt. Die Fähren für das Zuiderzeemuseum sind auch schon wieder unterwegs und so erzähle ich den beiden ein wenig über die Attraktion hier in Enkhuizen.

Wir nehmen Kurs aufs IJsselmeer und da wenig Wind ist, machen wir uns noch die restlichen Spaghetti warm. Fred, unser Autopilot, steuert und wir genießen den blauen Himmel.

Als wir vom Kurs endlich segeln können ist der Wind weg! Wir lassen uns eine Stunde mit knapp einem Knoten treiben. Danach haben wir genug, schmeißen den Diesel an und tuckern Richtung Medemblik. Norbert macht die Navigation und so kommen wir auch gut an dem Flach vor Medemblik vorbei.

in Medemblik am Meldesteiger

Die Sonne scheint noch warm vom Himmel als wir in Medemblik einlaufen. Ich gehe am Meldesteiger längsseits und hoffe auf einen Platz ganz vorne im Hafen. Dann ist der Weg zu den Duschen nicht so weit.

Wir dürfen an Steg A direkt gegenüber. Ideal! Der Weg in die Stadt ist zwar jetzt 100 m länger, aber das ist in Ordnung. Einen Großteil meiner Klamotten habe ich schon gepackt und so können wir direkt nach dem Anlegerbier zum Chinesen wandern.

Wie immer werden wir sehr freundlich bedient und das Essen ist auch hervorragend. 1 1/2 Stunden später schwanken wir satt und zufrieden zurück zum Schiff.
Inzwischen hat es aufgefrischt und ein starker Wind pustet uns ins Gesicht.

Wir setzen uns noch in den Salon und vernichten den Rest Bacardi. Dann verkrümmelt sich jeder in die Koje.

Gegen 4 Uhr werde ich wach! Irgendjemand hämmert gegen unseren Rumpf. Ich stürme mit Gerd zusammen nach draußen. Wir werden von einem wütenden Holländer empfangen, der sich darüber beschwert, das unser Schiff im Wind zuviel Krach machen würde. Wir sollten es doch verlegen. Immerhin wären wir hier nicht alleine und der 1/2 Hafen könnte wegen uns nicht schlafen. Ich verspüre nicht die geringste Lust, mitten in der Nacht das Schiff zu verlegen. Vor allem mit dem Wind, der uns schon heftig auf den Steg drückt. Schimpfend geht der in seinem Schlaf Gestörte nach Hause.
Eine Stunde später klopft es erneut. Als ich meinen Kopf aus der Luke stecke, ist der gleiche Mensch bereits auf dem Heimweg und schreit nur noch quer über den Hafen, ob ich jetzt auch wach wäre. Und ob ich so unfähig wäre, das ich das Schiff nicht verlegen könnte. Ich kann nur den Kopf schütteln und lege mich wieder hin.

Freitag,18.04.2008 Medemblik - Workum
,NE4-5, sonnig, 12° 22,8sm/6:40h

Hafen Name Liegegeld Strom Duschen
Workum It Soal keine Angabe, da Saisonliegeplatz inkl. inkl., Note 2

Filou in Medemblik am Steiger A

Den Wetterbericht um 8 Uhr verschlafe ich leider. So schütte ich um kurz nach 8 den ersten Kaffee auf und die beiden gehen schon duschen. Ich schreibe die Erlebnisse der letzten Nacht noch auf als der Hafenmeister kommt und uns bittet, unser Schiff auf die andere Seite zu legen. Das Argument, wir würden in einer Stunde eh ablegen, zieht leider nicht. So ziehe ich mir meine Jeans an und lege durch Eindampfen in die LUV-Heckleine ab. Gerd kannte diesen Trick auch noch nicht. Es dauert zwar, bis sich das Schiff gegen den Wind vom Steg wegdreht, aber es funktioniert.

Wir machen an der Ausfahrt auf Steuerbord fest. Alles klappt bestens und ich kann zur Dusche laufen.

Es gibt das letzte Frühstück für mich an Bord. Der Zeitplan ist etwas aus dem Rahmen gefallen und so sind es fast 11 Uhr als das Kommando kommt: "Leinen los".

Draußen ist immer noch viel Wind. Da der Windmesser defekt ist, kann ich nur schätzen. Aber 5 Bft. werden das wohl sein. Ich laße die Arbeitsfock zu 80% setzen. Ergibt knapp 5 Knoten. Den Kurs können wir leider nicht genau anlegen. Und der Wind dreht immer weiter nach Nord. Aber es ist ein schönes Segeln. Der Himmel reißt immer weiter auf und es wird auch langsam wärmer.

7 sm vor Workum lasse ich das Segel bergen und stampfe langsam gegenan Richtung Workum. Leider kommen wir da nur mit 3-4 kn vorwärts, aber aufs Kreuzen habe ich keine Lust.

Ich bemerke, das sich unser Toplicht aus der Halterung gelöst hat und nur noch am Draht hängt. Ich kann leider nichts machen. Bei 5 Windstärken schicke ich keinen in den Mast. So baumelt das Toplicht nur an einem dünnen Draht heftig hin und her. Ich überlege noch, wie gefährlich es ist, wenn es einen der Crew treffen würde, als es schon wie ein Geschoß ins Cockpit knallt und zerbirst. Wenn das einen von uns getroffen hätte, hätte der Törn sicher im Krankenhaus geendet, wenn nicht noch schlimmer. So groß und schwer hatte ich mir das Licht nicht vorgestellt.

Erst um kurz nach 4 kann ich am Meldesteiger von It Soal festmachen. Norbert erkundigt sich nach unserem Liegeplatz. Wieder Steg J, Box 28. Wie im letzten Jahr. Ich schaue mir die Box an. Leider liegen jetzt alle Boxen fast quer zum Wind. Wird nicht einfach werden, die Filou einzuparken.
ich bespreche mit meiner Crew das Manöver und kurz darauf schmeißen wir die Leinen ein letztes Mal los. Ich brauche 3 Anläufe bis ich so an der Box stehe, das Norbert die Heckleine über die Führungsleine bekommt und Gerd die Vorleine belegen kann. Jetzt kann schon nichts mehr passieren. Ich lasse die Vorleine über die Winsch legen und ziehe mich mit Motorkraft gegen den Wind gerade. Dann langsame Fahrt zurück und ich rutsche in die Box. Fender raus. Alle Leinen belegen und noch eine Spring nach Luv ausbringen und damit hat auch das letzte Manöver des Überführungstörns geklappt.

Ich habe meine Sachen schon gepackt. Muss nur noch meine Seglerklamotten verstauen. Ich erkundige mich, wo in Workum der Bahnhof ist. Laut Hafenmeister eine gute 1/2 Stunde Fußmarsch. Ein Taxi ist leider nicht zu bekommen. Norbert und Gerd sind so nett und begleiten mich bis zum Bahnhof.

Was ich auf dem Skippertraining von Windbeutel-Reisen erlebt habe ist ein eigenes Kapitel.

Resümee

Es war wieder ein schöner Törn. Wir hatten viel Glück mit dem Wetter. Zwar kalt, aber fast immer blauen Himmel. Da es am 1. Tag recht stürmisch war, sind wir doch lieber "Innen rum" gefahren und haben uns einen Hafentag in Dordrecht gegönnt. Das wir uns diese Entspannung mit Motorstunden erkauft haben ist leider die Kehrseite der Medaille. Und das es, nachdem wir das IJsselmeer erreicht hatten, eine stabile E-NE-Wetterlage geben würde, konnte keiner vorher wissen. So sind wir auf dem Marker- und IJsselmeer ebenfalls einen großen Teil motort. Aber wir konnten auch segeln.

Das das Toplicht, als es vom Mast runterkam, keinen von uns erschlagen hat, war ein Wunder. Hätte leicht einem von uns das Leben kosten können.
Ansonsten ist die Filou gut in Schuss, auch wenn man ihr die viele Nutzung schon ansieht. Aber alles wichtige funktioniert.

 

Die Crew:
Gerd Charly Norbert
Gerd Charly Norbert
mytoern.net