Jollensegeln in Holland 2002

 

Dieses Jahr wurde an Himmelfahrt von der BSG Wassersport in Düsseldorf ein 4-tägiges Jollensegeln mit Valk-Jollen in Koudum an den Friesischen Meeren organisiert.

Web-Foto-Album vom Jollensegeln

 

Mittwoch, 08.05.2002

Valken

Am Mittwoch Abend trafen so nach und nach 14 Segelbegeisterte ein und bezogen zwei geräumige Bungalows im Freizeitpark De Kuilart Da die letzten erst um 22 Uhr eintrafen, setzte man sich nur noch kurz in geselliger Runde zusammen. Schnell wurde beschlossen, am nächsten Morgen zusammen in einem Bungalow zu frühstücken. Unsere beiden Camper Steffen und Michael machten es sich für die erste Nacht im Wohnzimmer unseres Bungalows gemütlich. Das mitgebrachte Zelt wollten sie erst am nächsten Tag aufbauen.

So verkroch sich jeder recht schnell in sein Schlafgemach, den für morgen war ein langer mit Segeln ausgefüllter Tag geplant.

Donnerstag, 09.05.2002

Am nächsten Morgen trudelten dann nach und nach alle zum Frühstück ein. Man einigte sich zuvor recht schnell auf die Benutzung des Bades und es kam auch nicht zu übermäßigen Wartezeiten aufgrund von Langzeitduschern. Auch die weiblichen Teilnehmer blockierten überraschender Weise das Bad nicht über Gebühr.

Westen sind Pflicht

Direkt nach dem Frühstück hielten wir es nicht mehr aus und eilten zum Hafenmeister, um die für uns reservierten drei Valk-Jollen zu übernehmen. Jede Jollenmannschaft bekam eine Liste mit Ausrüstungsgegenständen in die Hand gedrückt, anhand der man kontrolliert, ob alles an Bord und vor allem unbeschädigt ist. Gründlich wie man ist, zieht man (natürlich nur, wenn es der Wind zulässt), die Segel hoch, damit man nicht erst beim Segelsetzen feststellen kann, ob das Groß einen Riss hat. Nachdem man die Vollständigkeit aller Teile und deren ordnungsgemäßen Zustand mit einer Unterschrift bestätigt hat, bekommt man noch einen Reservekanister Benzin für den kleinen Außenborder und schon kann es losgehen. Doch nein, so einfach geht es ja nicht. Als erstes leiht man sich noch für seine Crew die passenden Schwimmwesten beim Verleiher aus. Deren tragen ist für uns selbstverständliche Pflicht.

Verwirrung

Nachdem man nun seine Crew im Boot versammelt hat, stellt sich wie immer die Frage, (wenn man einen neuen Bootstyp übernimmt) wohin mit all den Fallen (Leinen, die am Mast zum hochziehen der Segel befestigt sind). Wie geht der Motor an und wie beschlägt man richtig das Focksegel. Gut das man einen kurzen Blick zum Nachbarboot riskieren kann. Diese Crew scheint ja schon mal mit einer Valk gesegelt zu sein.

Nachdem die Fock angeschlagen und mit einem Benzel gesichert ist, alle Fallen an den vorgeschriebenen Schäkeln befestigt sind und sogar schon die Fockschoten richtig belegt sind, kann das Kommando „Klar zum Ablegen“ ertönen. Mit Hilfe des kleinen Außenborders und der Tatsache, das es im Hafen nicht so windig ist, gelingt dieses erste Manöver auch ohne große Probleme. Doch was ist das?  2 m nach Verlassen der Box röchelt der Außenborder noch mal kurz und verreckt. Abgesoffen? Kein Sprit? Hektisches Ziehen am Starter setzt ein. Während man langsam aber sicher auf die Leeseite der Boxen zutreibt, nimmt auch der Frust zu, den wohl fast jeder hat, der sich hier ein Boot ausleiht und nach ein paar Meter hilflos im Hafen dümpelt. Wo, bitteschön, liegt das Problem? Früher oder auch später findet man dann auch den kleinen grünen Hebel, der die Spritzufuhr regelt. Denkt man nun auch daran, den Entlüftungshahn zu öffnen, belohnt uns der Motor nach ein paar weiteren Startversuchen auch wieder mit einem leisen Tuckern. Man nimmt Fahrt auf und ist schon nach kurzer Zeit im Vorhafen. Nachdem man sich orientiert hat, geht man in aller Ruhe mit dem Bug in den Wind und schon erschallt das Kommando „Klar zum Setzen des Groß“ Da die Valks Gaffelboote sind, macht man seiner Crew auch schnell klar, das man nicht nur am Großfall, sondern auch am Gaffelfall ziehen sollte, da man sonst von der schwingenden Gaffel bei diesem Manöver genauso schmerzhaft getroffen werden kann, wie bei einer Halse vom Baum.

Schnell bemerkt man, das die Crew noch nicht weiß, was man jetzt mit den Fallen machen soll. Diese wären des Segelns die ganze Zeit in der Hand zu halten, stellt sich doch bestimmt als übermäßig schwierig heraus. So versucht man von der Pinne aus dem Crewmitglied klarzumachen, wie man ein Fall richtig belegt. Aber auch dieses Problem wird schnell beseitigt und so kann man auch das nächste Segel setzen. Da man zum Setzen der Fock nicht mehr im Wind liegen muss, kann man schon ein wenig abfallen und Fahrt aufnehmen. Kaum sind die Segel gesetzt und der Motor gibt sein vorerst letztes Röcheln von sich, macht sich die beim Segeln zu beliebte Stimmung breit. Ruhig und ohne Lärm setzt sich die Jolle in Bewegung und zieht mit einem leisen Gluckern ihre Bahn durchs Wasser. Wenn man den Hafen von Koudum verlassen hat, und das Ende des Schleusenkanals hinter einem liegt, hat man mit den Valk-Jollen erst mal Platz genug, ein paar Manöver zu fahren. Also „Klar zur Wende“ oder „Klar zur Halse“ Auch ein „Boje-über-Bord“ Manöver gehört hier dazu.

2. Boot

Nach den ersten Manövern stört einem nur noch das Gluckern vom Außenborder. Konnte man den nicht hochklappen? Ein Blick zu den auf diesem Gewässer reichlich vertretenen Valk-Jollen gibt einem recht. Doch wie? So wird an jeder grünen Schraube gedreht und gezogen. Nach einigen Versuchen klappt es auch und schon schwebt der Außenborder über dem Wasserspiegel. Wieder eine Aufgabe gemeistert und nun kann man sich aufs Segeln pur konzentrieren.

Wenn man von Koudum auf den großen See möchte, muss man durch eine betonntes, enges Fahrwasser. Hier drängeln alle Schiffe durch, die aus unserem Hafen und der dahinter liegenden Schleuse kommen, bzw. in den Hafen oder zur Schleuse wollen. So herrscht hier drangvolle Enge und ein Kreuzen ist nicht erlaubt. (Nur wenn man keinen Motor hat, muss man wohl oder übel; es macht aber keinen wirklichen Spaß). Ein Ausweichen auf die daneben liegende unbetonnte Durchfahrt ist, wie wir später selber erfahren haben, wegen der dortigen Untiefe nicht zu empfehlen. Hat man ein wenig Glück und Wind aus Westen, kann man mit einem schönen Raumschoten Kurs diese Enge passieren. Dabei hält man tunlichst immer am Rand des Fahrwassers, da die hier unter Motor ankommenden Dickschiffe nun doch eine wenig schneller sind.

Nach diesem Engpass kann man das betonnte Fahrwasser verlassen und hat genug Platz zum Segeln. Da ab hier auch keine Untiefen mehr sind, kann man jeden Kurs bis dicht ans Ufer fahren.

So vergehen schnell 2-3 Stunden und immer noch hat man das Ende des Sees nicht erreicht. Wollte man sich nicht mit den anderen treffen? Aber wo? Man steuert die ersten Häuser an, die am Ufer des Sees stehen. Doch da kann es nicht sein! Man sieht keine Kirche und diese dient nun mal immer als Orientierungshilfe. Den auch hier in Holland gilt: Wo eine Kirche, da auch ein Dorf. Also steuert man die nächste Kirche an und siehe da, man findet einen schönen kleinen Yachthafen. Mit einem gekonnten Manöver segelt man durch die Hafeneinfahrt, kann dabei noch so gerade ein paar Kindern im Ruderboot ausweichen und holt im Vorhafen blitzschnell die Segel runter. Nun kann man in aller Ruhe in den Hafen tuckern und an einer freien Box festmachen. Auch dieses Anlegemanöver klappt gut und nachdem man die Jolle ordnungsgemäß vertäut hat, geht es auf ins Dorf. Die etwas schnellere Crew ist aber nicht zu finden und so setzt man sich in ein schönes Café mit Aussicht auf den Kanal. Hier genehmigt man sich ein Schneewittchen (Bier mit Zitronenlimonade) oder auch ein richtiges Bier. Da man ja noch zurück segeln muss, bleibt es bei diesem einen Bier. Denn auch beim Segeln gilt die 0,5 Promillegrenze. Nachdem wir uns mit Thunfisch-Baguette und Riesenpfannekuchen gestärkt haben, geht es zurück zum Schiff. Unterwegs werden noch schnell zwei Kästen Bier gekauft, die Michael auf seinen Schultern zum Schiff trägt.

Schönes Segeln

Nach dem Ablegen, das schon etwas chaotischer ausfällt, geht es mit einem schönen Raumschoten Kurs zurück nach Koudum.

Hier erwartet uns schon die Crew der ersten Jolle. Wie sich herausstellt, waren die zuerst angesteuerten Häuser doch der Treffpunkt. Aber außer der obligatorischen Pommesbude war dort aber nichts los. Eine Diskussion, ob da dann doch eine Kirche stand, die wir nur nicht gesehen haben, bringt kein richtiges Ergebnis.

 

Der Grill wird angeschmissen

Schnell wird sich ein wenig frisch gemacht und der Grill angeschmissen. Aufgrund der hervorragenden Organisation ist alles da. Grillfleisch, Barbecuesoßen, Salate. Einfach alles, was das Seglerherz nach einen schönen Segeltag sich wünscht. Schnell werden auch die mitgebrachten Biervorräte dezimiert. Bei sonnigem und recht warmen Wetter sitzen wir noch lagen draußen auf der Terrasse und spielen die „Reise zum Mond“ und „Wer weiß die meisten Promi-Namen“. So geht ein schöner Segeltag zu Ende und man fällt ziemlich k.o. in die Koje.

 

Freitag, 10.05.2002

Klar machen zum Ablegen

Der nächste Morgen bringt erst einmal keinen Sonnenschein. Trotzdem, was wahre Segler sind, frühstücken auch ohne Sonne draußen auf der Terrasse. Nach dem, wie bereits am Vortag, reichhaltigem und vor allem mit frischen Brötchen bereichertem Frühstück wollen auf einmal die „Weicheier“ nicht mehr segeln! Wo gibt’s den so was? Unsere Flottille dezimiert sich so um zwei Schiffe und nur noch die Härtesten unter uns machen sich für einen weiteren Segeltag fertig. Da es doch nach Regen aussieht, packt man sich ein wenig besser ein und nimmt auch seine Regenjacke und -hose mit. Der erwartete Regen stellt sich nicht ein, dafür kann man aber schon mit etwas mehr Wind recht sportlich segeln. So findet man sich wieder im gleichen Ort wie gestern ein. Diesmal segelt man am Hafen vorbei und tuckert in den Innenstadtkanal. Dort sucht man sich noch ein freies Plätzchen und vertäut sein Boot längsseits des Kanals. Wir gehen auf „Päckchen“ in 2.ter Reihe und spazieren zu dem bereits am Vortag erkundetem und für gut befundenem Café und genehmigen uns .... natürlich ein Schneewittchen. Hier stoßen auch noch einige zu uns, die lieber die Strecke über Land zurück legen wollten.

Beim anschließenden Segeln Richtung Heimathafen stellt man fest, das es mit etwas mehr Wind und einem schönen „Am Wind Kurs“ richtig viel Spaß macht. Aufgrund der Breite des Sees muss man auch nicht alle 2 Minuten kreuzen, sondern kann die Distanz mit ein paar Schlägen zurück legen.

So geht auch der 2.te Segeltag zu Ende. Da vom Vortag noch reichlich Fleisch über ist, schmeißen wir noch mal den Grill an und machen uns daran, die restlichen Berge Fleisch zu verzehren. Da es den „Weicheiern“ unter uns draußen zu kalt ist, wird das Mobiliar ins Wohnzimmer geschleppt. Und siehe, selbst mit 14 Leuten wird es nicht zu eng.

Nach dem Essen genießen wir einen „Joungen Jenever“ und klönen noch was. Wir stellen dabei doch rasch fest, so ein Segeltag strengt an. Also verkrümmelt man sich recht schnell in sein Bett, denn morgen soll noch einmal so richtig gesegelt werden.

Samstag, 11.05.2002

Gute Laune

Beim Aufstehen lacht uns heute wieder die Sonne an. Mit guter Laune, man hat ja noch Urlaub und denkt nicht an die Arbeit, macht man sich für's Frühstück fertig.
Das Wetter sieht heute etwas besser aus als gestern und so gehen nochmal alle 3 Boote raus. Wie die alten Hasen wird bereits im Vorhafen das Groß und die Fock gesetzt. Danach ruckzuck den Motor hochgeklappt und schon kann man Kurs auf den See nehmen. Geschickt weicht man den aus der Schleuse kommenden Dickschiffen aus und schon kann man hart am Wind Kurs auf die Passage zum See nehmen.

Heute kreuzen wir nur bis zur ersten Insel. Danach geht es schon wieder zurück.

Der See hat sich gut mit Schiffen gefüllt. Es ist Wochenende und bei diesem schönen Wetter ist jeder mit seinem Schiff unterwegs. Gottseidank können viele der Dickschiffe aufgrund ihres Tiefgangs das Fahrwasser in der Mitte des Sees nicht verlassen. So stören sie uns Jollensegler wenig.
Nur wenn man beim Kreuzen durch das Fahrwasser segelt, muß man aufpassen, da man den Schiffen, die das Fahrwasser benutzen, ausweichen muß. Aber es kommt zu keiner Kollision und Nachmittags legt man am Restaurant des Bungalowparks zum Kaffee und Kuchen an.
Danach verkrümmelt sich ein Teil der Crew und mit verringerter Mannschaft legen wir nochmal ab und segeln noch ein wenig.

Schnell ist aber auch dieser Tag vorbei und so freut man sich auf's Abendessen. Man stellt doch immer wieder erstaunt fest, was für einen Hunger man nach einem solchen Segeltag hat. So verschwinden riesige Mengen Nudeln in diverse Mägen und es verbreitet sich satte Zufriedenheit.

Sonntag, 12.05.2002

Heute ist schon unser letzter Tag. Obwohl man noch bis Montag morgen bleiben könnte, haben wir alle für heute die Rückfahrt geplant. Klar das wir nach dem gemeinschaftlichen Frühstück noch segeln gehen. Während wir uns fürs Segeln fertig machen, entbrennt, wie im Sommer an fast jedem 2.ten Sonntag, eine Diskussion: Bleiben wir noch bis nach dem Formel-I Rennen hier oder nicht. Man einigt sich schließlich darauf, wenigstens den Start anzuschauen und dann die Zelte hier abzubrechen. Aber zuerst geht es nochmal bei schönem Wetter und genügend Wind raus auf den See. Ablegen, Segel setzen und Motor hochklappen funktioniert jetzt schon mit einer gewissen Routine. Und so erlebt man die Friesische Seenplatte nochmal von ihrer schönsten Seite. Nur zu schnell ist die Zeit vorbei und man muss die Boote an den Verleiher zurück geben. Jetzt erfährt man auch, das der große Stecken, der beim Abstoßen von der Untiefe, auf der wir ja am ersten Tag festgesessen waren, zerbrochen war, den stolzen Preis von 150 Euro kostet. Ansonsten wird bei der Übergabe kein Mängel festgestellt. Alles noch da und nichts kaputt.

Nun packen wir schnell unsere Sachen, schauen uns im Fernseher den Start von Schumi & Co an und dann geht es Richtung Heimat. Für die meisten geht es nach Hause, für mich noch nicht. Vor mir liegt noch eine Woche Segeln im Hollands Diep auf der Papillon des KSC-Kaarst. Aber davon ein anderes mal.