Wochenende auf dem IJsselmeer

(beim Klick auf die Überschrift wird die Route mit maps.google interaktiv dargestellt!)

 

Vor ein paar Tagen fiel mir im Segel-Forum ein HgK-Angebot auf. Auf eine Antwort von mir wurde prompt reagiert und so konnte ich einen Kontakt zu einem Eigner herstellen, der sein Schiff in Workum liegen hat und jemand zum mitsegeln sucht.

Als mich Wilhelm (der Eigner) fragt, ob ich an einem WE in März Lust hätte, ein wenig über das IJsselmeer zu segeln, sagte ich spontan zu. Leider konnte ich nicht schon am Freitag, sondern erst am Samstag, da ich an der JHV unseres Vereins teilnehmen musste.

Das Wetter scheint gar nicht so schlecht zu werden:

Hier nun der Bericht:

Samstag 11.03.2011 Viersen - Workum - Oudeschild (Texel)
bedeckt, S1-2, später Flaute, 9° 270 km/3:00h 32sm/3:30h

Mona bringt mich am Samstag morgen um 1/2 6 nach Krefeld, wo schon Wilhelm mit seinem Hänger auf mich wartet. Schnell meine Tasche in den Kofferraum geschmissen, den Schlafsack hinterher, Mona noch einen Kuß gegeben und schon sitze ich neben Wilhelm und es geht Richtung Workum.

Die Zeit vergeht schnell, den ich sehe Wilhelm ja zum 1. Mal und so hat man doch einiges zu erzählen. Unterwegs trinke ich meinen mitgebrachten Kaffee und verputze schon einmal meine Butterbrote.
Um 9:00 Uhr kommen wir auf den Hafen It Soal in Workum an, bringen wir unsere Klamotten und die Polster zum Schiff. Diese sind schnell verstaut und auch die Fensterrahmen, die Wilhelm über Winter Zuhause hatte, damit diese mal ordentlich gereinigt werden konnten, sind schnell wieder angebracht. So gönnen wir uns einen heißen Tee und Wilhelm frühstückt noch eine Kleinigkeit.

Dann geht es nach draußen. Aus einer alten Genua hat sich Wilhelm eine Fock vom Segelmacher schneidern lassen. Diese probieren wir zuerst aus. Die Rollen und Winschen laufen nach der langen Winterpause doch etwas schwer und so ist es schon kräftezerrend, die Fock zu setzen. Relativ früh muss ich schon das Fockfall über die Winsch legen. Aber warum auch nicht, man kann sich das Leben doch auch etwas leichter machen. Ich entdecke eine nicht geflickte Stelle am Vorliek. Hat der Segelmacher wohl vergessen. So verstauen wir die Fock wieder. Muss der Segelmacher noch mal ran.

Jetzt setzen wir die neue Genua. Wirklich schön, so ein neues Segel zu setzen. Es knistert noch richtig und ist schön steif. Die Schoten sind schnell angeschlagen und nachdem wir die schlimmsten Stellen mit Möwenschxxxe entfernt haben, setzen wir das Groß. Es ist ein schönes, durchgelattetes Segel. Im letzten Jahr neu und über Winter noch einmal ein wenig aufgearbeitet.

Der Vercharterer Herr Henneböhl ist auch im Hafen und so quatschen wir ein wenig. Es sind nur wenige Schiffe im Wasser. Die Saison hat noch nicht wirklich begonnen.
Die Zeit vergeht schnell und schon bald ist es 13.00 Uhr. So wird es Zeit aufzubrechen. Um 13.05 ist Hochwasser in Harlingen und wir wollen das ablaufende Wasser nutzen um nach Oudeschild zu kommen. Aber es ist fast 1/2 3 bis wir endlich die Leinen lösen und das Schiff aus der Box bringen. Kaum haben wir den Kanal hinter uns gelassen, werden die Segel gesetzt und der Motor stirbt mit einem letzten Röcheln. Doch nicht für lange. Der schwache Wind läßt immer mehr nach und als unsere Fahrt durchs Wasser auf 1kn absinkt, rollen wir die Genua ein und tuckern unter Motor Richtung Kornwedersand. Kurz vor der Schleuse nehmen wir auch noch das Groß runter. Durch die sich öffnenden Schleusentore kommt uns nur 1 Segler entgegen. Wir sind auch die einzigen, die in die Schleuse einfahren. Wenn man sich vorstellt, was normalerweise an einem Samstag Nachmittag hier los ist. Kaum vorstellbar.
Das Anlegen klappt super (da auch Wind von hinten, das macht es noch leicher) und bald darauf sind wir auch schon an der Drehbrücke. Die Schranken klingeln auch recht schnell und schon geht das Licht vor uns von Rot/Grün auf Grün und wir passieren diese.

Noch im seewärtigen Vorbecken gehen unsere Segel hoch und kaum sind wir um die Ecke geht der Motor wieder aus. Hier haben wir wieder etwas Wind (der einem, weil von hinten kommend, viel schwächer vorkommt als er ist). Uns schiebt aber ein kräftiger Strom und so machen wir 4,5 kn über Grund.
Doch irgendwann ist auch der letzte Wind weg und der Strom wird schwächer. So entschließen wir uns, doch den Motor wieder anzuschmeißen.

Wir schnibbeln ein wenig und können so die Strecke ein wenig verkürzen. Wilhelm kennt sich halt gut aus. Es ist ja schließlich sein Heimatrevier. Kaum sind wir wieder im Fahrwasser kommt auch der Wind zurück und so können wir die letzten Seemeilen bis Oudeschild noch einmal die Segel ausrollen. Hier ist der Strom auch wieder stärker und wir kommen mit dem letzten Büchsenlicht in den Hafen. Die Segel sind schnell geborgen und wir fahren hinten durch zum Waddenzeehaven.
Der Platz No. 1 (mein Lieblingsplatz) ist leider durch ein wirklich häßliche Motorbratze belegt. So legen wir uns auf Platz No. 2. Nicht ganz so komfortabel, da wir, um den Wind nicht aufs Heck stehen haben, vorwärts anlegen, aber dafür ist es nur 2 m weiter zu den Duschen und Toiletten als der 1. Platz. Das ist aber garnicht so wichtig, da der Hafen noch bis zum 1. April geschlossen hat. Strom könnte man bekommen, das Wasser ist aber abgedreht und die Duschen, sowie die Toiletten sind abgeschlossen. Naja, werden wir uns morgen früh mit einer Katzenwäsche behelfen müssen.

Wir trinken der Jahreszeit entsprechend einen heißen Tee (ohne Rum :-(, machen uns ein wenig fein und gehen ins Hafenrestaurant lecker essen. Wilhelm entscheidet sich für einen leckeren Fisch, ich nehme eine gute Portion Sparerips. Und vorher eine heiße Zwiebelsuppe. Das Essen ist sehr lecker (mit einem frischen, fein angemachten Salat) und mit 30 Euro pro Person inkl. Getränke nicht zu teuer. Wir gönnen uns noch zum Abschluß einen Espresso und einen Oude Genever.
Satt und zufrieden laufen wir zum Schiff zurück. Lange bleiben wir nicht mehr auf. Es war immerhin ein langer Tag. So kehrt auf dem Schiff schnell Ruhe ein.

13.03.2011 Oudeschild - Makkum - Workum
bedeckt, S2-3, 7° 43,5sm/6:50h
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung
Workum It Soal Heimathafen, daher kein Preis ja ja Marina außerhalb des Ortes mit allen Versorgungsmöglichkeiten.

Ich hatte mein Handy auf 7.00 Uhr gestellt, bin aber wach, bevor es klingeln kann. Es folgt eine Katzenwäsche mit Wasser aus der Flasche. (im übrigen eine prima Möglichkeit, Wasser zu sparen). Dann koche ich schon Teewasser, spüle die Tassen von gestern und decke schon einmal den Frühstücktisch. Um 7 Uhr höre ich das Handy von Wilhelm klingeln, aber er hast Stöpsel im Ohr und schläft friedlich bis 1/2 8. Dann kommt auch er aus der Koje gekrabbelt.
Wir frühstücken gemütlich, klaren den Salon auf und machen uns segelklar.

Wilhelm legt klassisch durch Eindampfen in die Vorspring ab und so sind wir bald unterwegs. Ich mache noch ein Foto vom leeren Hafen und dann sind wir auch schon wieder auf der Waddenzee. Die Segel gehen hoch und der Motor verstummt. Wir können super segeln und die Flut nimmt uns mit. In Rekordzeit stehen wir schon wieder vor der Schleuse und wir müßen die Segel bergen. Schade, das wir schon wieder zurück sind.
Wir kreiseln 5 Min. vor der Brücke. Dann geht es schnell. Die Brücke geht auf Rot/Grün, dann bimmeln auch schon die Schranken. Die Tore der Schleuse stehen schon auf und wieder fahren wir als einziges Schiff in die Schleuse. Der Wasserspiegel senkt sich schnell und bald darauf geht das vordere Tor auf.

Wir entschließen uns, Makkum für einen kleinen Snack anzulaufen. Obwohl es von der Schleuse nur 2 sm sind, setzen wir die Segel und sausen Richtung Makkum. Der Wind passt und so können wir durch den Kanal bis nach Makkum segeln. Die Segel sind wieder schnell geborgen und wir gehen am Steg für die braune Flotte längsseits.
Wir freuen uns auf eine Pommes spezial mit einem Pikanto. Das muss sein, wenn man in Holland ist. Wir trinken noch einen Kaffee verkehrt und dann ist es auch schon wieder Zeit. Zurück am Schiff legen wir ab, setzen direkt die Segel und kreuzen in einem großen Schlag Richtung Workum. Schade, jetzt neigt sich das Segelwochenende wieder dem Ende zu.

An der Ansteuerungstonne bergen wir die Segel und unter Motor laufen wir in den Kanal ein. Wir machen das Schiff klar zum Anlegen und mit einem gekonnten Manöver bringt Wilhelm sein Schiff in die Box. Wir packen die Segel ein, klaren den Salon auf und räumen alles weg. Ich habe meine Sachen schon gepackt und beförder diese nach draußen. Auch Wilhelm packt seine Sachen. Als letztes wird die Nationale eingeholt. Eigner geht von Bord.

Wir sind etwas spät und so geht es direkt los. Knapp 3 Stunden später sind wir wieder in Krefeld. Meine Frau wartet schon auf mich und eine 1/2 Stunde später biegen wir in unsere Einfahrt ein. So geht das schöne Segel-WE leider viel zu schnell zu Ende.

Resümee

Es waren 2 schöne Segeltage. Auch wenn wir am Samstag wenig Wind hatten. Aber wie sagte schon mein Segellehrer: Bei viel Wind kann jeder segeln. Und obwohl es kalt war und die Sonne sich nicht so richtig durchsetzen konnte ist das Segeln in der Vorsaison sehr schön. Leere Schleusen, leere Häfen, einfach nur schön, alleine über das Meer zu gleiten.
Wie immer noch ein wenig Statistik: Wir haben am WE 74 sm in 12 Stunden zurück gelegt. Das macht eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 6,2 kn. (dem Strom sei Dank ;-)

mytoern.net-Counter