Osterwochenende auf einem Plattbodenschiff 2011

 

Nun hat es doch noch geklappt. Soeben habe ich für das lange Osterwochenende bei Syperda die Vrouwezand, eine Lemsteraak, gechartert. So schaffe ich es 2011 endlich, einmal ein großes Plattbodenschiff zu segeln.

Ich bin gespannt, wie das lange WE wird. Auf jeden Fall freue ich mich.

Start/Zielhafen: Gaastmeer
Crew: Charly, Skipper,
Christoph, Co-Skipper
Elke, Paula, Selma, Julius und Mona, Crew
Schiffname Vrouwezand
Schiffstyp Lemsteraak
Vercharterer Syperda
Zeitraum: 5 Tage
Zeitpunkt: 21. - 25.04.2011
Kosten: 1400 € Charter/langes Oster-WE (Do. - Mo.)
100 € Bordkasse/p.Person

 

Der Törnverlauf:

 

Beim Klick auf das Bild wird der Track in Google.Maps aufgerufen!

 

hier mein Web-Fotoalbum mit schönen Bildern vom Törn

 

Mittwoch, den 20.04.2011 Viersen
?, sonnig, 20° -

Nur noch 1 x schlafen. Morgen ist es endlich soweit. Die Einkaufslisten sind schon geschrieben und heute Abend wird gepackt. Morgen Mittag geht es dann bei schönstem Oster-Wochenend-Wetter nach Gaastmeer ins freundliche und schöne Friesland. Und es soll so schön bleiben. Temperaturen über 20°. Ein schöner Ostwind mit 3-4 Bft. Da freut sich das Seglerherz.

Donnerstag, den 21.04.2011 Viersen - Düsseldorf - Viersen - Gaastmeer
?, sonnig, 20° 42km/249km/3,5h

Ich muss heute noch, genau wie Mona, zur Arbeit. Allerdings wollen wir früh los und so schafft es Mona tatsächlich, mich um 1/2 2 Uhr abzuholen. Trotzdem wird es natürlich stressig. Nach Hause, Getränke einkaufen, Wagen packen. Im Nu ist es 1/2 4 als wir die letzte Tüte in Mona's Mini verstauen. Es bleibt leider keine Zeit für einen Kaffee oder eine Zigarette. Wir hinken schon eine 1/2 Stunde hinter der Planung her.

Also ab in den Wagen und los Richtung Gaastmeer. Glücklicherweise haben wir nur recht kurz ein wenig Stau, ansonsten ist die Fahrt ohne große Staus. Im La Place halten wir noch für eine kleine Pizza und einen super frisch gepressen O-Saft an. Natürlich auch für einen Kaffee. Der war ja überfällig.

Kaum sind wir auf dem Parkplatz von Syperda, kommt uns auch schon Paula mit schlechten Nachrichten entgegen. Es gibt keinen Backofen. Das ist wirklich schlecht, da wir uns darauf voll verlassen haben. Also müssen wir schauen, wie wir die Pizza und auch meine Mousaka hin bekommen. Na ja, dies reiht sich in die vielen Kleinigkeiten ein. Die Toilette ist wohl, naja, gewöhnungsbedürftig. Warmes Wasser gibt es nicht. Um überhaupt an Wasser zu kommen, muss man eine alterstümliche Handpumpe bedienen.

Auch ich bin im ersten Moment ein wenig entäuscht. Es ist halt nicht wie auf einem der Plastikschiffen, die ich normalerweise fahre. Das Pump-WC ist eine Kloschüssel auf einem "Thron". So muss man nur Wasser für die Spülung herbei pumpen. Der Rest verschwindet im Boden des Schiffes. Da diese Konstruktionen über der Wasserlinie liegen müssen, ist das schon optisch ein seltsames und damit gewöhnungsbedürftiges Bild.
Die Navigation ist eher marginal, der Kompass zeigt aufgrund des Stahlrumpfes überall hin, nur nicht nach Norden.

Außer dem Fehlen von Warmwasser, einem Backofen und überhaupt einer nennenswerten Navi-Ecke gibt es auch kein UKW-Funkgerät. Das verwundert mich doch. Aber schnell komme ich über den 1. Schock hinweg und mit jeder Minute gefällt mir das Schiff wieder besser. Es ist riesig und schwer. Wenn man sich auf die Kante stellt, meint man, es bewegt sich gar nicht. Im Innern merkt man dann, es bewegt sich doch.

Wir sorgen dafür, das alle unsere Klamotten an Bord kommen und gehen dann flugs zum Restaurant. Wir wollen den Sonnenuntergang bei einem kühlen Bier genießen. Das klappt auch und als sich die Sonne rot färbt und am Horizont verschwindet, sitzen wir gemütlich vor dem Restaurant und genießen unser Bier.

Die Kinder beschäftigen sich mit dem von mir mitgebrachten Boule. Schon einmal gut. Aber nachdem die Sonne weg ist, wird es schnell frisch. Also bezahlen (Christoph ist so nett und übernimmt die Zeche) und zurück zum Schiff. Paula fängt an zu kochen. Es gibt Sphagetti mit Bolognese. Es ist schon sehr spät, als diese fertig auf dem Tisch steht. Sie ist super lecker und schmeckt allen.
Ich raffe mich danach noch auf und spüle. Es ist schon weit nach Mitternacht, als ich fertig bin. Noch ein wenig quatsche ich mit Christoph und gehe dann doch noch duschen. Mona hatte berichtet, die san. Anlagen wären zu. Doch sie sind auf und so nutze ich die späte Stunde. Ich bin ganz allein und kann in aller Ruhe duschen. Das ist schon einmal fein.

Zurück auf dem Schiff kann ich noch nicht schlafen und so schreibe ich noch an meinem Törnbericht. So habe ich Morgen mehr Zeit. Nachdem der Absacker aber abgesackt ist, lösche ich auch das Licht und lege mich zu Mona in die Koje.

Samstag, den 22.04.2011 Gaastmeer - Workum - Makkum
E2, später E3-4, sonnig, 20° 14sm/4:08h
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung
Makkum Stadthafen Euro ja ja, kostenlos Man benötigt eine Karte für den Zugang zu den Toiletten und Duschen. Die Duschen schließen um 10 Uhr (auf den Karten steht 11 und um 1/2 12 konnte man immer noch rein), Das neue Gebäude ist super sauber und hier ist das Duschen wirklich ein Vergnügen. Ich liege diesmal am langen Steg für die braune Flotte. Und habe hier noch einen schönen Platz bekommen. Der Weg zu den Duschen ist zwar weit, aber dafür liegen wir hier schön.

Um 6 Uhr werde ich zum 1. Mal wach. Ne, das ist mir noch zu früh. So drehe ich mich noch einmal um und kuschel mich in meinen Schlafsack. Doch um 7 ist es vorbei mit der Nachtruhe. Ich stehe auf, setze Kaffeewasser auf und hole schon einmal mein UKW-Gerät raus. So kann ich beim Wetterbericht schon eine leckere Tasse Kaffee trinken. Im Übrigen habe ich so einen Wetterbericht auch noch nie gehört. Nach dem obligatorischen No Warnings kommt nur lapidar: All districts E 2 - 4. Das ist ja mal ein super kurzer Wetterbericht.

Julius wird einmal kurz wach, legt sich aber wieder hin. Erst um 9 Uhr wird es langsam unruhig im Schiff. Mehr oder weniger fit kommen alle aus den Kojen gekrabbelt. Fast alle gehen duschen und ich bereite den Tisch vor. Aber so wie es aus sieht wird das nix mit 8-9-10. Und richtig: es ist nach 12 Uhr, als ich die Leinen losschmeiße. Leider muss ich aber Mona aus meiner Crewliste streichen. Ihr ging es miserabel und so haben wir gemeinsam entschieden, das es besser ist, wenn sie nach Hause fährt. Und die Entscheidung war richtig. Es wäre ein einzige Quälerei für Mona geworden. So hatte sie zwar ein wenig Streß mit der Heimfahrt, konnte sich aber dann Zuhause entspannen. Als ich am Abend mit ihr telefoniere, merkt man ihr an, das es die richtige Entscheidung war.

So tuckern wir also nur noch zu 6. Richtung Workum. Ich finde auf Anhieb den richten Weg. Scheine also in Navigation doch nicht so schlecht zu sein. Wir sehen die Bobbelgans. Auf diesem riesigen Plattbodenschiff bin ich auch schon einmal gefahren. Ich folge ihr und halte immer schön Abstand. So passieren wir gemeinsam einige Brücken. Die sind wirklich schmal und zu allem Überfluß vergesse ich auch noch, das man ja hier noch Brückengeld zahlen muss. So haben wir natürlich an der 1. Brücke kein Kleingeld. Wie peinlich. Aber an der Schleuse kassiert der Schleusenmeister seine 5 Euro. Ist schon heftig, aber dafür tun die Holländer auch sehr viel für die Sportschifffahrt.

Mit der Vrouwezand klappt alles gut. In der Schleuse stehe ich zwar etwas schräg, aber ich kann mich erfolgreich an die richtige Seite verholen. Und es macht mir Spaß mit so einem 20-Tonnen-Boot durch die Gegend zu fahren. Auch wenn bei dem achterlichen Wind die Abgase schon heftig ins Cockpit geweht werden.

Nach der Schleuse in Workum machen wir erst einmal Pause. Das rückwärts an den Steg fahren und sich vorwärts ran ziehen klappt immer besser.
Es gibt Tomaten mit Mozarella und Bananenquark. Die Kids laufen in die Stadt um ein Eis zu ergattern. Es ist richtig warm. Ich habe in den 2 Stunden schon ordentlich Sonne abbekommen und schaue, das ich erst einmal in den Schatten komme.

Kurz vor 4 springt unser Diesel wieder an. Ich lasse mich einfach vom Steg weg treiben und kaum davon los, setze ich unser Vorsegel. Der Deich nimmt uns viel Wind weg und so treiben wir mehr als das wir segeln. Aber immerhin kann dieser Hauch uns auf 1.4 kn beschleunigen. Die Kids fangen allerdings direkt an zu mosern und verlangen, das wir den Motor starten. Ich bleibe aber hart und kaum sind wir aus der Landabdeckung raus geht es auch schon zügiger voran.

Christoph überzeugt mich das Groß zu setzen und er hat sowas von recht. Es ist garnicht so schwer wie ich es mir vorgestellt habe und als der Wind auffrischt, folgt ein super schönes Segeln. Einfach super. Zuerst steht Paula stolz wie Oskar an der Pinne. Später übernimmt Selma. Bis der Wind so sehr auffrischt, das es für die beiden zu schwer wird. So übernehme ich. Einfach geil so ein Plattbodenschiff zu segeln.

Kurz vor der MA5 bergen wir die Segel. Das ist nicht so einfach. Das Vorsegel geht ja noch. Aber das Groß ist schon riesig und entsprechend schwer. Aber irgendwann haben wir es geschafft und tuckern durch das Fahrwasser Richtung Makkum. Kurz vor der Einfahrt sehen wir ein Motorboot im Flachwasser stehen. Es muss von einem Abschlepper frei gezogen werden. Ich nehme die meiste Fahrt aus dem Schiff und gebe den beiden genug Platz zum manövrieren. Der Stadthafen ist voll und so gehe ich an den langen Steg der braunen Flotte. Hier ist noch ein schöner Platz hinter einem riesigen Arbeitsschiff. Wir treffen auch die Bobbelgans wieder. Der Skipper kommt später noch an Bord und trinkt ein Bier mit. Er ist auch schon einmal mit der Vrouwezand gesegelt.

Nach einem leckeren Anleger telefoniere ich mit meinem Spatz. Sie ist gut Zuhause angekommen und nachdem sie 2 Stunden geschlafen hat und sich vor allem entspannen konnte, geht es ihr wieder besser. Das höre ich gerne. Wir quatschen recht lange (auch ohne Base Flat ;-) und Elke ist so lieb und schniebelt das Gemüse. Eigentlich wollte ich ja eine Mousaka machen. Aber wir haben ja keinen Ofen. So gibt es halt eine Gemüsepfanne. Ich schmore das Gemüse so nach und nach in der Pfanne an. Mit Hack und ein paar Kartoffeln schmeckt das schon gut. Noch ein wenig Schafskäse drüber und es ist nahezu perfekt. Dazu noch ein Glas leckeren Rotwein. Was will der Mensch mehr. Nur das Laura und Elke darauf bestehen, wegen der IJsselmeermücken, die ja eigentlich garnix tun, alle Luken zu schließen ist nicht so toll. Aber so ist es. Auf einem Boot muss man kompromißfähig sein, sonst klappt das nicht.

Da mir Christoph berichtet, an den Duschen würde stehen nur bis 22 Uhr geöffnet (auf den Karten steht 23) gehe ich los. Heute nicht mehr zu duschen wäre nicht schön. Die Sonnenmilch klebt doch schon sehr. Die Duschen sind immer noch super sauber. So genieße ich das heiße Wasser ohne Zeitdruck. Ist schon fein. Nach dem Duschen teste ich einmal, ob man auch nach 11 Uhr noch in die Duschen kommt. Das geht. Zurück am Schiff ist schon gespült und ich kann mich mit einem Glas Rotwein ins Cockpit setzen. Fast wie im Mittelmeer. Doch es wird doch frisch und so gehe ich für einen letzten Absacker in den Salon. Doch so ein Segeltag schlaucht gewaltig und so wird es schnell ruhig auf dem Schiff.

Samstag, den 23.04.2011 Makkum - Oudeschild
E3-4 b. NE, sonnig, 26° sm/h
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung
Oudeschild vor Stadthafen Euro nein ja, 50 Cent, Eintritt und Toiletten 20 Cent. Hier liegt man auf Päckchen an einem Fahrgastschiff oder Fischer. Das Toilettengebäude geht so. Duschwasser ist nur lauwarm. Aber man kann wenigstens auf Toilette gehen und duschen.

Dank ausreichender Frischluftzufuhr schlafe ich ausgezeichnet. Um 1/2 8 krabbel ich aus der Koje, schütte mir einen Kaffee auf und genieße den ihn im Cockpit. Keine Wolke am Himmel und ein leichter Wind weht. Wirklich fast wie im Mittelmeer. Nur das man nicht ins Wasser springen kann.

Zuerst wird Elke wach. Und gegen 9 kommt der Rest aus den Kojen. Eine kleine Karavanne setzt sich zu den Duschen in Bewegung. Ich gehe mit. Zähne putzen und etwas frisch machen. Den Schlafdreck aus den Augen wischen.

Ich zahle auch unsere Hafengebühren. 19 Euro. Das wird immer mehr. Ich laufe noch zum Bäcker und besorge frische Brötchen und Croussants. Wir frühstücken gemütlich. Nach dem Aufklaren bewegt sich die holde Weiblichkeit zum schoppen in die Stadt. Christoph schraubt die kaputten Türangeln ab. Ich bin beim An-Bord-Stürzen unsanft von der Türe gebremst worden. Beide Türangeln gebrochen. Jetzt versuchen wir, neue zu bekommen.

Ich telefoniere noch mit meinem Spatz und dann ist es auch schon fast Zeit zum Ablegen.

Wir ziehen schon am Steg die Fock hoch. Und lassen uns langsam Richtung Schleuse Kornwederzand treiben. Doch der Wind ist noch nicht so richtig wach und so bergen wir sie wieder und lassen den Ford sprechen. Paula bringt uns durch das schmale Fahrwasser bis kurz vor der Schleuse. Vor der Schleuse sehe ich zum 1. Mal mehr Schiffe liegen als in die Schleuse passen. So müssen einige in die große Schleuse. Christoph funkt den Schleusenchefe an und wir sollen bei der nächsten Schleusung durch die kleine Schleuse. So machen wir am Wartesteiger fest und überlegen...... na was wohl? Natürlich was wir uns zu essen machen! Wir entscheiden uns für Salat mit Caesar-Dressing.Zu Ostern fährt wohl alles was schwimmt auf die Inseln. So kommt eine weitere Karavanne von Schiffen an. Ich helfe den ersten und nehme die Leinen an. Ein weiteres geht bei uns auf Päckchen. So ist es immer kurzweilig. Ein woher und wohin wird ausgetauscht. Schleusenschnack halt. Doch wie so oft geht das Licht an der Schleuse auf rot/grün bevor der Salat fertig ist. Also ablegen. Ich bringe uns langsam in die Schleuse, liege natürlich wieder etwas schräg, weil die Achterleine ein wenig dauert. Aber wir bekommen sie rüber und so ziehe ich mich wieder an die Schleusenwand.
Der Schleusenmeister bittet uns, so dicht wie möglich an den Vordermann zu fahren, da noch 2 Schiffe mit müssen. Das letzte legt sich neben uns und sein Heck muss in die Mitte der Schleuse, damit die Tore zugehen können.

Ich fahre wie immer als quasi letzter in die Schleuse und als letzter wieder raus. Der Schleusenmeister bittet uns auch recht zügig die Brücke zu passieren, um die Brücke schnell wieder schließen zu können. Es scheint viel Verkehr zu sein.

Wir entscheiden uns, direkt in Richtung Texel zu fahren, damit wir früh ankommen. Kaum aus dem Schleusen-Vorbecken raus setzen wir Segel. Ich setze auch noch unseren Klüver. Ne, was gibt es da viele Strippen. Ich brauche etwas, bevor ich genau weiß, an welchen Fallen und Schoten ich ziehen muss, um ihn zu setzen. Aber dann rauscht die Vrouwezand mit 7,5 kn FüG Richtung Texel. Man kann gar nicht beschreiben, wie schön das ist. Das Boot liegt nur ein wenig schräg und wiegt sich leicht in den kleinen Wellen. Ach, warum kann nicht jeder Tag so schön sein. Eine philosophische Antwort wäre: Man würde einen so schönen Tag gar nicht wirklich genießen können.

Den Klüver berge ich schon recht früh. Als nächstes die Fock und im Anschluß das Groß. Das macht mehr Arbeit als gedacht und so fahren wir an der Einfahrt vorbei. Nachdem ich die Diskussion, warum wir an der Hafeneinfahrt vorbei fahren, recht abrupt beende, packen wir in das riesen Tuch ein und danach geht es zurück zur Ansteuerungstonne. Ich schnibble ein wenig und schon sind wir im Hafen. Als ich wende um nach links in den Vorhafen zu kommen, kommt ein Segler unter Motor angesaust, überholt ein weiteres Boot und fährt mir vor den Bug, so das ich gezwungen bin, aufzustoppen. Ich fauche den Skipper an, das er mir den Weg freimachen soll. Das kapiert er und so gehe ich längseits an die Stirnwand. Der Hafenmeister kommt angeradelt und verkündet mir, das ich hier nicht liegen darf, weil gleich ein Fahrgastschiff ankommt.

Die Möglichkeit an einem großen Fischer längseits zu gehen, schlage ich aus. So kommt nur die Walrus in Frage, eine sehr schöne Lemsteraak. Der Skipper fängt auch direkt an, Fender an seine STB-Seite zu hängen. So ziehe ich mich mit der Achterleine Richtung Wind und lasse mich langsam zur Walrus treiben. Fast hätte es auf Anhieb geklappt, aber dann bekommen wir die Vorleine nicht über. So muss ich wieder in die Achterleine eindampfen. Ich bekomme die Vrouwezand noch gedreht und nach ein wenig Leinenarbeit liegen wir fest. Ich bedanke mich bei dem Skipper mit 2 kalten Grolsch. So ist man dann doch willkommen.

Ich bekomme mein Anlieger und die Fam. Blaschke geht ins Dorf. Julius findet eine Fußballmanschaft und schießt direkt 3 Tore. Und ich genieße meinen Feierabend.
Heute kocht Elke. Es gibt Würstchen-Gulasch mit Nudeln. Leibspeise der Kinder. Schmeckt auch lecker. Schnell ist es schon wieder Zeit, das Sandmännchen zu rufen. Ich gehe noch Duschen. Naja, das T-Gebäude könnte etwas gepflegter sein und das Wasser etwas wärmer. Aber mir reicht es noch. Zurück auf dem Schiff ist schon alles ruhig und ich kletter auch in meine Koje.

Sonntag, den 24.04.2011 Oudeschild - Stavoren
NE1-2, Flaute, später NE2-3, sonnig, 25° 23,2sm/6:28h
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung
Stavoren Fischerhaven 15,70 Euro eigentlich ja, wir liegen nur zu weit weg. ja, bis 21 Uhr Der Hafen ist gut voll. 3er und 4er-Päckchen. Ich habe Glück und kann mich auf die linke Seite an einem Plattbodenschiff legen.

Wie immer bin ich der 1. und schütte mir meinen Kaffee auf. Es ist wieder ein super Wetter. Irgendwer stört mich aber, so das ich das Wetter um 8.05 verpasse. Gucken wir also selber raus. Draußen knallt die Sonne, aber Wind ist keiner zu sehen. Ist ja auch logisch, Wind selber ist ja auch nicht so sehen. Aber man sieht auch nichts von der Bft.-Skala. Also ist wohl wirklich Flaute.

Diesmal haben wir 8-9-10 vereinbart. Schaffen es nicht ganz und so ist es 1/4 nach 10 als wir ablegen. Das klappt wieder gut und draußen entscheide ich mich, doch durch das Flachwasser Richtung Den Oever zu fahren. Ich traue einem voraus fahrenden Plattbodenschiff nicht, mache eine viel zu großen Bogen und folge dem offiziellen Weg.
Der Wind läßt immer mehr nach und als die FüG unter 1 kn sinkt, lasse ich die Maschine mit laufen. So machen wir wieder 4 kn. Als wir ins Hauptfahrwasser eintauchen, berge ich alle Segel und so dröhnt der Diesel bis zur Schleuse. Aufgrund absoluter Flaute mache ich nicht fest, sondern treibe einfach durchs Vorbecken. Bald schon zeigt die Brücke rot/grün und wir schieben uns mit 20 anderen Schiffen auf die andere Seite. Ich lasse mich etwas zurück fallen und als das letzte Schiff durch die linke Seite ist, geht auch dort die Ampel auf grün. Ich gebe Stoff und fahre als einziger durch die linke Seite. Hatte ich mir doch gedacht!

Hinter der Brücke gehe ich an einen der großen Pfähle und mache mich wie immer nur mit einer Vorleine dort fest.
Wir machen den Rest Würstchengulasch von gestern warm und die Pellkartoffel für den Sahnehering sind auch schon fertig.

Die Brücke dreht zum 2. Mal und eine weitere Horde Jogurtbecher strömt zur Schleuse. Dort wird es wie immer eng und laut. Ich bleibe ganz entspannt, genieße mein Essen und einen leckeren Cappuchino. Zwar aus der Tüte, aber gut.

Die Kids quängeln mal wieder, warum wir nicht schon geschleust sind, warum wir wieder die letzten sind und überhaupt. Ich schweige dazu. Als ich klar zum Start bin, geht auch wie erwartet die Schleuse auf und die Brücke zeigt rot/grün. Ich schmeiße die Vorleine los und nehme langsam Fahrt aus. Kaum hat das letzte Schiff die Schleuse verlassen, zeigt diese natürlich grün und ich kann ganz entspannt in die Schleuse einfahren. Die Brücke dreht ja gerade erst und es dauert noch ein paar Minuten, bis der nächste Schwung Jogurtbecher ankommt. Nun kann ich mein Schweigen auch brechen und die Kids sind auf einmal ganz leise.

Wir nehmen nach der Schleuse Kurs auf die D8. Dort kann ich das Fahrwasser verlassen und Richtung Stavoren segeln. Ja, ihr lest richtig: Segeln. Im IJsselmeer kommt ein schöner 3er auf und bald fahre ich unter Vollzeug inkl. Klüver. Schöner kann Segeln nicht sein.
Wir können Stavoren prima anlegen und so fange ich erst eine knappe Seemeile vor dem Hafen an, unsere Segel zu bergen. Erst verschwindet der Klüver, dann die Fock und zuletzt das riesige Groß. Wir tuckern Richtung Hafen und ich sehe schon jede Menge Masten. Naja, werden wir wohl auf Päckchen liegen. Und wirklich, als ich um die Ecke biege, haben sich schon jede Menge Päckchen gebildet. Nur auf der linken Seite liegen nur ein paar wenige Schiffe der braunen Flotte. Ich frage den Skipper des letzten Bootes, ob ich längseits kommen könnte. Dieser verweist mich auf den Hafenmeister. So funke ich ihn an und frage ihn, ob ich an einem der großen Plattbodenschiffe festmachen darf. Das erlaubt er mir auch und so drehe ich die 20t wie ein alter Hase exakt auf dem Teller. Ist ja auch nicht schwierig bei Flaute ;-))

5 Min. später liegen wir fest, haben 2 Springs gelegt und ich genieße mein Radler. Feierabend für heute.
Der Platz ist ideal, so haben wir nur wenige Schritte bis zu den Toiletten. Da diese um 21 Uhr schließen, gehe ich diesmal vor dem Abendessen. Und als ich frisch geduscht und rasiert raus komme läuft mir doch tatsächlich Edgar mit seinem Sohn über den Weg. Er lädt mich spontan zu einem Bier ein und erzählt mir viel von seinem neuen Schiff, einer Friendship 28. Aus dem einen Bier werden schnell 2 und Paula kommt mit Selma angelaufen. Das Abendessen ist fertig. Edgar begleitet mich noch zum Schiff und staunt nicht schlecht über die Größe. Er bleibt aber nur kurz und so komme ich doch noch zu meinem Kartoffelsalat mit Würstchen.

Bevor ich es so richtig registriere, sind es auch schon 1 Uhr und ich werde doch ein wenig müde. Also lösche ich wie so oft als letzter das Licht.

Montag, den 25.04.2011 Stavoren - Gaastmeer
E2-3, sonnig, 28° 12,3sm/4:08h
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung
Gaastmeer Syperda ?? Euro ja ja, 50 Cent Heimatliegeplatz der Vrouwezand

Diesmal schafft es Elke vor mir aus der Koje zu kommen. Aber 1/2 8 ist ja auch noch nicht wirklich spät. Die morgendliche Routine fängt (zum letzten Mal) an. Diesmal ist das Frühstück noch opulenter. So trödeln wir ein wenig und ich starte unseren Diesel erst um 20 vor 12 Uhr. Das Ablegen funktioniert mal wieder perfekt und so bin ich bald auf dem Weg Richtung Schleuse. Als ich in den Vorhafen einlaufe, ist zwar grün, aber es sind mir zu viele Schiffe Richtung Schleuse unterwegs. So mache ich mich einmal mehr, diesmal mit einer Achterleine, an einem LUV-Pfahl fest.
Ein schneller Kaffee und dann geht die Schleuse auch schon wieder auf. Ich starte meine Maschine und schnell reihe ich mich in die Schlange ein. Das überbringen der Achterleine verzögert sich etwas, aber dann sind wir fest. Dem Hafenmeister ist die Lücke vor mir aber zu groß und so tuckere ich langsam nach vorne. Ein wenig Hektik noch und ich liege wieder ordentlich an der Schleusenmauer.

Nach der Schleuse tuckern wir bis zu De Kuilart. Und es ist nur noch 1 Brücke zu queren. Die 2. ist ja durch ein Äquadukt ersetzt worden. Dort lege ich noch einmal an und die Kinder bekommen (endlich) eine Pizza und ne Fritten. Als Krönung dürfen sie auch noch ins Wasser springen. Na, was will das Kinderherz mehr?

Jetzt wird es aber Zeit und so geht es weiter über Fuessen ins Heeger Meer und von da aus ins Gaastmeer. Um punktum 17.00 Uhr biege ich in unsere Box ein und parke die Vrouwezand so sanft und glatt in die Box als hätte ich das schon jahrelang gemacht.
Kurz darauf kommt Peter (Syperda) mit dem Tankschlauch an. Nur 31 Liter Diesel verschwinden im Tank. Das geht noch. Nach dem Tanken beichte ich Peter den Schaden an den Schanieren. Das kostet mich 60 Euro. Aber so ist das halt.

Aufgrund der Zeit sparen wir uns das Sauber machen. Mit ausräumen haben wir schon genug zu tun. So ist es schon 20 Uhr, bevor mich Christoph nach Heerenveen zur Bahn bringen kann. Frida (Syperda) konnte mir nur sagen, das ich dort aller wahrscheinlichkeit einen Zug nach Venlo bekommen könnte. Eigentlich nicht sehr kundenfreundlich. Immerhin hätte sie durchaus einmal kurz ins Internet schauen können. So stehe ich natürlich etwas ratlos vor dem geschlossenen Ticketschalter. Aber ich finde noch einen Ticketautomat und ein sehr nettes Paar, das ebenfalls vom Segeln kommt, hilft mir mit Ihrer Kreditkarte aus. Meine Maestro funktioniert hier nicht. Für 22.90 bekomme ich eine Fahrkarte bis Venlo. Und der Zug kommt schon nach ein paar Minuten. Das nenne ich Timing. Allerdings muss ich 2 x umsteigen. (Zwolle und Nijmegen, und einmal zwischendurch, weil ein Teil des Zuges abgetrennt wird). Im 1. Zug gibt es sogar kostenlos Internet. Schnell besorge ich mir die Verbindung und weiß also jetzt, wann ich wo umsteigen muss. Macht das Reisen wesentlich entspannter. Allerdings nur....... wenn man beim Umsteigen seine Tasche nicht vergisst. So flitze ich in den Zug zurück und bekomme Panik, als die Türöffnung beim Aussteigen nicht mehr funktioniert. Ich hämmere gegen die Türe und kann tatsächlich einen Passanten auf mein Unglück aufmerksam machen. Ein Bahnangestellter öffnet mir und mein Anschluß steht auch noch da. Was für ein Glück.
Ich informiere Mona über meine geplante Ankunftszeit in Venlo, den der nächste Zug nach Viersen fährt erst um 05.05 am nächsten morgen.
Der Rest der Reise verläuft weniger dramatisch. So schaffe ich es sogar noch in Nijmegen, mir 2 Sandwichs und ein Bier zu kaufen. Die Fritten haben nicht so lange vorgehalten.

Um 1/4 nach 12 erreicht mich die SMS von meinem Schatz, das sie schon in Venlo vor dem Bahnhof steht. Der Zug ist megapünktlich und so kann ich eine 1/4 Stunde später in Venlo den Zug verlassen. Mona steht genau vor dem Eingang und so kann ich sie gar nicht übersehen. Wir machen uns auf den Weg nach Hause und um 1 Uhr bin ich wieder daheim. Damit ist auch dieser Törn Geschichte.

Resümee

Es war natürlich megaschade, das Mona nach Hause fahren musste. Ich hätte mir so gewünscht, das sie ein paar schöne Tage auf dem Wasser verbringen kann. Aber wir haben ja noch 2 Wochen im Juli und das wird hoffentlich klappen.
Mir hat der Törn sehr gut gefallen. Wir hatten super schönes Wetter, perfekten Wind (nur manchmal ein bisschen wenig). Ich bin mit den 20t sehr gut zurecht gekommen. Das Segelsetzen hatte ich mir schwerer vorgestellt. Allerdings denke ich bei viel Wind wird es sehr schwierig. Da braucht man eine Crew, die gut mitarbeitet. Wenn dann eine Leine nicht schnell genug über kommt, gerät das Schiff sofort außer Kontrolle und ist auch nicht mehr zu halten.
Ich würde es auf jeden Fall sofort wieder machen und ich fände es super, wenn ich ein paar Leute finden würde, die mit mir den einen oder anderen Plattbodentörn machen würden.
Familie Blaschke war auch sehr zufrieden. Highlight war natürlich das Schwimmen und die Pommes in De Kuilart am letzten Tag.

Natürlich wie immer ein wenig Statistik am Ende: Wir waren 4 Tage unterwegs und haben insgesamt 74,9 sm zurück gelegt. Davon 38,8 unter Segel. Immerhin 52%. Dafür das wir ja einen Tag durch die Kanäle bis Workum und wieder einen Tag zurück nach Gaastmeer motoren mussten und auch auf der Rückfahrt von Texel wenig Wind war ein sehr guter Wert. Der Motor lief insgesamt 9,9 Std. und hat dabei 31l. verbraucht. Das macht im Schnitt nur 3,3l. Ich hatte mit 6-7l gerechnet. Diese verbraucht er aber nur bei Marschfahrt.
Wir waren 18,2 Std. unterwegs. Daraus ergibt sich eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 4,1kn. Jeden Tag waren wir knapp 5 Stunden unterwegs. (ohne Wartezeiten vor Schleusen)

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